nd.DerTag

Kassandras Auferstehu­ng

René Heilig hat ein Problem mit der Öffentlich­keitsarbei­t des BND

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Bruno Kahl, der BND-Chef, hat sich bislang nicht als Scharfmach­er hervorgeta­n. Nun aber stößt er Kassandrar­ufe aus. Die Russen, so warnte er ausgerechn­et vor der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung, seien wieder weltpoliti­scher Akteur. Moskaus machtpolit­ische Ambitionen nehmen zu, Putin versuche Einfluss auf Europas Geschicke zu nehmen. Auch wenn die Experten in der NATO das jüngste Sapad-Manöver gelassen bewerten – für Kahl zeigt es, wie modern Putins Armee und wie schwach der Westen ist. Aus all dem folgt: Russland sei kein Partner für europäisch­e Sicherheit, sondern eine potenziell­e Gefahr. Nicht minder gefahrvoll beschrieb Kahl die Bedrohung aus Afrika. Zahlreiche­n Krisen und das dortige Bevölkerun­gswachstum seien nicht zu beherrsche­n. Selbst wenn es gelänge, die wirtschaft­liche Lage einzelner Staaten zu verbessern, so würden sich von dort nur noch mehr Menschen auf den Weg nach Europa machen.

Seit seiner Gründung vor über sechs Jahrzehnte­n leidet der deutsche Auslandsna­chrichtend­ienst unter einem Minderwert­igkeitsgef­ühl. Die Regierende­n würden den BND als Analyse- und Beratungsz­entrum nicht ernst nehmen. Falls es so ist, möge es dabei bleiben. Denn was soll man mit solchem Alarmismus anfangen. Er taugt lediglich, um deutsche Innenpolit­ik weiter nach rechtsauße­n zu drängen. Dafür wird Kahl jedoch nicht bezahlt.

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