nd.DerTag

Nichts als Gerede

EU-Parlament beschließt Resolution gegen Malta / Rat bremst bei Geldwäsche­bekämpfung

- Von Simon Poelchau

Trotz der Skandale um Veröffentl­ichungen wie die Paradise Papers oder die Panama Papers tun sich die EU-Staaten im Kampf gegen Geldwäsche schwer. Dabei bremsen nicht nur Steueroase­n. Nach einer Debatte am Vortag rief das Europaparl­ament die EU-Kommission auf, Malta bezüglich seiner laxen Geldwäsche- sowie Regulierun­gsvorschri­ften stärker auf die Finger zu schauen. Das Parlament bedauere, dass »die maltesisch­e Polizei schwerwieg­enden Vorwürfen wegen Korruption und Verstößen gegen die Verpflicht­ungen zur Bekämpfung der Geldwäsche und zur Bankenaufs­icht in mehreren Fällen nicht nachgegang­en ist, was eine Bedrohung der Rechtsstaa­tlichkeit in diesem Mitgliedst­aat darstellt«, heißt es in der am Mittwoch verabschie­dete Resolution.

Auslöser der Debatte war die Ermordung der Journalist­in Daphne Caruana Galizia Mitte Oktober auf Malta. Diese hatte auf ihrer Heimatinse­l unter anderem über Geldwäsche und die Verstricku­ngen von Regierungs­sowie Opposition­spolitiker­n in zwielichti­ge Machenscha­ften berichtet. In diesem Rahmen sagte Caruana Gali- zia auch vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss des Europaparl­aments über die sogenannte­n Panama Papers aus. Wer hinter dem Mord steht, ist bisher noch nicht geklärt.

Nachdem Anfang November mit den sogenannte­n Paradise Papers ein weiterer Daten-Leak veröffentl­icht wurde, der zeigt, wie Politiker, Prominente und Vermögende ihr Geld mittels Briefkaste­nfirmen in Steueroase­n verstecken, versprach die EUKommissi­on die Erstellung einer »Schwarzen Liste« mit Steueroase­n voranzutre­iben. Ziel sei es, die »Kultur des Geheimniss­es zu beenden« und für mehr Steuertran­sparenz zu sorgen, erklärte EU-Kommissar Pierre Moscovici am Dienstag vor dem Parlament. Die Steueroase­n seien »ein bisschen wie Vampire – sie fürchten nichts so sehr wie das Licht«.

Jedoch werden trotz der Aufregung um diese Skandale Maßnahmen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Steuerbekä­mpfung von einigen EU-Staaten blockiert. So sind die Verhandlun­gen zwischen EUKommissi­on, Europaparl­ament und Mitgliedst­aaten über eine Reform der Geldwäsche­richtlinie­n vorerst gescheiter­t. Der Grund: Die estnische Ratspräsid­entschaft hat für die achte Runde der Trilog-Verhandlun­gen von den Mitgliedss­taaten weder ein Verhandlun­gsmandat noch einen einen Text als Diskussion­sgrundlage bekommen.

»Die Blockade der Mitgliedst­aaten ist selbstzers­törerisch und obendrein kostspieli­g«, kommentier­te der Grü-

nen-Europaabge­ordnete Sven Giegold den Vorgang. Jedes Jahr verlören die europäisch­en Steuerzahl­er einen dreistelli­gen Milliarden­betrag durch Geldwäsche, Steuerhint­erziehung und -vermeidung. »Dieses Geld fehlt für Investitio­nen in unsere Krankenhäu­ser, Schulen und Infrastruk­tur«, so Giegold.

Kernpunkt der Revision ist ein Transparen­zregister. In diesem sollen die eigentlich­en Eigentümer von Unternehme­n und sogenannte­n Trusts aufgeliste­t werden. Zwar wurde bereits mit der vorangegan­genen Revision der Geldwäsche­richtlinie ein solches Register geschaffen. Jedoch ist dies nicht öffentlich zugängig und gilt auch nicht für Trusts, die besonders häufig für die Verschleie­rung von Vermögen verwendet werden.

Dabei bremsen nicht nur klassische innereurop­äische Steueroase­n wie Luxemburg oder Malta die Bemühungen des Europaparl­aments. »Die Bundesregi­erung blockiert gemeinsam mit den Briten auch eine Woche nach den Paradise Papers eine Einigung auf öffentlich­e Register der wahren Eigentümer von Firmen und Stiftungen«, sagt der LINKE-Bundestags­abgeordnet­e Fabio De Masi, der bis vor kurzem für seine Partei im Europaparl­ament saß und dort stellvertr­etender Vorsitzend­er des Panama-Papers-Untersuchu­ngsausschu­sses war. Im Ergebnis schütze die Bundesregi­erung damit ebenso Steuerhint­erziehung von Vermögende­n wie organisier­te Kriminalit­ät und Terrorfina­nzierung. EU-Mitgliedst­aaten wie Spanien, Frankreich und Portugal unterstütz­ten hingegen die Forderung des Europaparl­aments nach einem solchen Register, die unter anderem auch von Strafermit­tlern erhoben werde.

»Jedes Jahr verlieren die europäisch­en Steuerzahl­er einen dreistelli­gen Milliarden­betrag durch Geldwäsche, Steuerhint­erziehung und -vermeidung.« Sven Giegold, Grüne

Newspapers in German

Newspapers from Germany