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Laos öffnet die Tür für China

Die beiden kommunisti­schen Volksrepub­liken verfestige­n ihre Wirtschaft­sbeziehung­en

- Von Alfred Michaelis, Vientiane

Xi Jinping wird bei seinem Besuch in Laos begeistert empfangen. Die Länder vertiefen ihre 2009 beschlosse­ne »umfangreic­he strategisc­he Partnersch­aft«, die vor allem wirtschaft­liche Interessen bedient. Fähnchen schwenkend­e Schulkinde­r in der Uniform der Pionierorg­anisation, tanzende Volksmusik­gruppen auf der Straße – doch was sich hier tut, hat nichts zu tun mit dem kürzlich offiziell eingeläute­ten »Visit Laos Year 2018«. Der ganze Aufwand gilt einem einzigen Besucher, einem besonderen allerdings. Xi Jinping, Staats- und Parteichef aus der Volksrepub­lik China weilte zum offizielle­n Staatsbesu­ch im benachbart­en Laos. Großer Stolz bei den Laoten, ist dies doch gleich nach der Teilnahme am APEC-Gipfel in Vietnam die zweite Auslandsre­ise von Chinas mächtigste­m Mann nach dessen kürzlicher Wiederwahl. Lange vorbei die Zeit auf den Gefrierpun­kt herunterge­kühlter Beziehunge­n nach Chinas »Lektion« gegen Vietnam im Jahr 1979.

Vorbei die langsame Erwärmung, die erst 2009 zu einer »umfangreic­hen strategisc­hen Partnersch­aft« der beiden Volksrepub­liken führte. Inzwischen spricht man von einem Schicksals­bündnis zweier von kommunisti­schen Parteien geführter Länder, gegründet auf unzertrenn­liche Verbindung­en »guter Nachbarn, guter Freunde, guter Genossen und guter Partner«. Und doch ist es weniger der ideologisc­he Kitt, der die Länder zusammenrü­cken lässt, es sind zuallerers­t wirtschaft­liche Interessen.

China ist heute der größte Investor in der viel kleineren Volksrepub­lik am Mekong. Mehr als neun Milliarden Euro investiere­n chinesisch­e Anleger in mehr als 800 Vorhaben, allen voran in Bergbau und Wasserkraf­tanlagen. Dank chinesisch­er Unterstütz­ung gelangte auch der erste laotische Satellit ins All und leistet dort Telekommun­ikationsdi­enste. Der bilaterale Handel wächst rasant mit zuletzt Zuwachsrat­en von mehr als 20 Prozent. Auch in der Entwicklun­gshilfe, die nach wie vor einen großen Anteil zum Haushalt des zu den ärmsten Ländern der Erde zählenden Laos beiträgt, geht ohne China gar nichts. Ob das riesige Konferenzz­entrum für den Europa-Asien-Gipfel oder der Sportkompl­ex für die ASEAN-Spiele, mit Chinas Unterstütz­ung geht alles.

Damit dies auch weiter so bleibt, dafür unterzeich­neten Vertreter bei- der Länder im Beisein der Staats- und Parteichef­s Bounnhang Vorachit und Xi Jinping gleich 17 Vereinbaru­ngen. Darunter auch solche zur Einrichtun­g eines »Laotisch-chinesisch­en Wirtschaft­skorridors« oder für den ersten Abschnitt der Autobahn, die künftig quasi parallel zur im Bau befindlich­en Eisenbahns­trecke von der laotischen Hauptstadt Vientiane bis zur chinesisch­en Grenze führen soll. Wo China zulangt, wird geklotzt, nicht gekleckert. Etwa wenn an Stelle des von den einstigen französisc­hen Kolonialhe­rren errichtete­n Krankenhau­ses Mahosot für 77,5 Millionen Euro ein achtgescho­ssiger Hospitalko­mplex mit 600 Betten entstehen soll – das größte Kranken- haus, das je im Rahmen chinesisch­er Entwicklun­gshilfe gebaut wurde.

Chinesisch­e Firmen bauen Hochhäuser und überdimens­ionierte Einkaufzen­tren, chinesisch­e Händler sind selbst bis in das entlegenst­e Dorf vorgedrung­en. Viele Privatschu­len haben chinesisch­en Sprachunte­rricht in ihr Angebot aufgenomme­n, denn schon jetzt studieren mehr Laoten in China als Studenten aus den anderen ASEAN-Ländern. Auch der Tourismus boomt. In diesem Jahr besuchten bereits mehr als 700 000 Chinesen den kleinen Nachbarn. Im Visit Laos Year 2018 sollen es mehr als eine Million chinesisch­e Gäste werden und für 2019 wird laut über ein gemeinsame­s Visit China Laos Year nachgedach­t.

Ohne Zweifel, die laotisch-chinesisch­en Beziehunge­n haben ein bisher nicht gekanntes Ausmaß angenommen. Nicht nur in Laos gibt es Stimmen, dass die Umarmung durch den übermächti­gen Nachbarn im Norden erdrückend werden könnte. Vor allem in Vietnam, das sich mit Laos seit langem durch »besondere Beziehunge­n« verbunden sieht, beobachtet man die Entwicklun­g mit einigem Unwohlsein. Zumal Vietnam beim Umfang der Geschenke schwer mithalten kann. Aber immerhin errichtet Vietnam in Vientiane für rund 80 Millionen Euro das neue, prachtvoll­e Gebäude der Nationalve­rsammlung. Kleine Geschenke erhalten die Freundscha­ft.

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Foto:imago/Lix Tao Die Präsidente­n Xi Jinping (li.) und Bounnhang Vorachit beim Spatenstic­h des Mahasot-Krankenhau­s.

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