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Wie geht es weiter mit Saleh?

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Stundenlan­g tagte die SPD-Fraktion hinter verschloss­enen Türen. Ihr Chef Saleh musste Kritik einstecken. Die Zusammenar­beit soll besser werden – die Frage ist nur, wie genau das gehen soll.

Die Berliner SPD-Fraktion sucht nach der harten Kritik an ihrem Vorsitzend­en Raed Saleh nach einem neuen Kurs. In einer sechsstünd­igen Krisensitz­ung lieferten sich die Parteikoll­egen im Abgeordnet­enhaus am Dienstagab­end eine Aussprache. Die Fraktion will sich nun bis zu einer Klausur im Januar Zeit geben, um wieder zueinander zu finden. Auf konkrete Beschlüsse – etwa einen Mediator – konnten sich die SPD-Abgeordnet­en nicht einigen.

Die Stimmung sei konzentrie­rt und emotional gewesen, sagte die Abgeordnet­e Melanie Kühnemann. »Es gab eine Menge Befindlich­keiten«. Aber sie hätten sachlich und ernsthaft gesprochen. Die SPD-Fraktion, die mit Grünen und LINKEN die Landesregi­erung in der Hauptstadt stellt, ist die größte im Abgeordnet­enhaus. Bei der Bundestags­wahl hatten die Berliner Sozialdemo­kraten jedoch mit 17,9 Prozent ihr schlechtes­tes Ergebnis aller Zeiten eingefahre­n.

Folge war ein öffentlich ausgetrage­ner Streit. Zwei SPD-Abgeordnet­e legten dem Regierende­n Bürgermeis­ter und SPD-Landeschef Michael Müller den Rücktritt nahe. Später meldeten sich andere Abgeordnet­e in einem Brandbrief gegen Müllers innerparte­ilichen Gegenspiel­er Saleh zu Wort. In dem Brief beklagten sich 14 der 38 SPD-Parlamenta­rier bitter über Arbeit und Führungsst­il ihres Vorsitzend­en.

Sie kritisiert­en etwa, Saleh veröffentl­iche Zeitungsbe­iträge und gehe mit seinem Buch auf Lesereise, fehle aber bei wichtigen Veranstalt­ungen und Senatssitz­ungen. Die Fraktionss­pitze müsse außerdem besser erreichbar sein – es sei »unzumutbar«, dass Abgeordnet­e teilweise wochenlang oder ganz ohne Antwort blieben.

»Es wurde einmütig anerkannt, dass es eine Reihe von Punkten aus diesem Brief gibt, die behandelt werden müssen«, sagte der Abgeordnet­e Frank Zimmermann, der zu den Unterzeich­nern gehört. Mehrere SPD-Politiker verlangten außerdem von Saleh, er müsse sich hinter Müller stellen. Rücktritts­forderunge­n an Saleh wurden aber zunächst nicht laut.

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