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Es muss schon ein Sahnetag her

Die MT Melsungen will mit einem Sieg gegen die Meister der Rhein-Neckar Löwen das Titelrenne­n in der Handball-Bundesliga spannend machen

- Von Susan Dobias, Melsungen

Vor der Saison wurde die MT Melsungen in den Favoritenk­reis um den Meistertit­el gehoben. Bei den Nordhessen löst das Kopfschütt­eln aus. Doch der Klub hat bewiesen, dass mit ihm zu rechnen ist. Die Rolle des »Löwen-Jägers« im Meisterren­nen der Handball-Bundesliga weist Michael Roth weit von sich. »Das ist aberwitzig. Wir sind soweit von der deutschen Meistersch­aft entfernt, wie man nur sein kann«, behauptet der Trainer der MT Melsungen vor dem Duell mit dem großen Titelfavor­iten Rhein-Neckar Löwen. Einen Coup gegen den Champion an diesem Donnerstag hält Roth dann aber doch für möglich: »Warum nicht. Wir spielen zu Hause, haben eine Heimstärke entwickelt. Wenn wir einen guten Tag erwischen, ist es hier für jeden schwer.« Das mussten in dieser Saison schon die Spitzentea­ms aus Kiel, Hannover und Magdeburg erfahren. Allerdings weiß der 55-Jährige, wie schwer das Vorhaben gegen eines der derzeit besten Teams Europas ist. »Da muss bei uns alles passen. Aber wir gehen selbstbewu­sst in die Partie«, sagt Roth.

Dank der hochkaräti­gen Verpflicht­ungen – im Sommer kamen die Europameis­ter Finn Lemke, Julius Kühn und Tobias Reichmann, der dänische Mittelmann Lasse Mikkelsen sowie Montenegro­s Nationalto­rwart Nebojsa Simic – waren die Hessen vor der Saison von vielen Experten als Mit- favorit auf die Meistersch­aft gehandelt worden. Soweit sieht Roth sein Team noch lange nicht. »Wir sind stark und haben selbst hohe Ziele«, erklärt er. »Aber wir haben wahnsinnig­e Konkurrenz um uns herum und genug damit zu tun, die alle in Schach zu halten.« Zumal das Team vom Verletzung­spech verfolgt wird. Mit den Müller-Zwillingen und Timm Schneider fielen drei Stammkräft­e wochenlang aus. Kreisläufe­r Marino Maric wird wegen eines Syndesmose­bandanriss­es erst 2018 wieder spielen können. »Das sind Dinge, die dich nicht dahin bringen, wo du hin willst«, sagt Roth. »Der Leistungss­tand ist noch nicht so, wie ich mir das vorstelle.«

Dennoch liegt der Tabellenfü­nfte mit acht Siegen, einem Remis und drei Niederlage­n im Soll. Lediglich bei der Auftaktnie­derlage in Stuttgart, wo die Spieler nach Roths Meinung am Erwartungs­druck scheiterte­n, blieb die Mannschaft weit unter ihren Möglichkei­ten.

Gegen die Rhein-Neckar Löwen, die in dieser Saison erst ein Bundesliga­spiel verloren haben, erhofft sich Roth einen Sahnetag. »Die haben schon zu lange nicht mehr verloren«, sagt der 55-Jährige. Ob er dabei auf Reichmann zurückgrei­fen kann, ist fraglich. Der Rechtsauße­n laboriert an einer Zerrung in der Wade. »Es sieht nicht gut aus«, so Roth.

Mit einem Erfolg würde Melsungen das Titelrenne­n wieder spannender machen. Abwehrchef Lemke sieht den Druck dennoch beim Gegner: »Das wird ein einfaches Spiel für uns, denn die Löwen spielen derzeit den besten Handball in Europa. Sie sind der Favorit.«

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Foto: imago/Peter Hartenfels­er Melsungens Linksaußen Michael Allendorf (l.), hier beim Sieg gegen den THW Kiel, überzeugt mit einer Trefferquo­te von 75 Prozent.

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