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Ehe für alle in Australien

61 Prozent stimmen bei Volksabsti­mmung für Gesetzesän­derung

- Von Subel Bhandari

In einer ungewöhnli­chen Volksbefra­gung ist in Australien der Weg frei gemacht worden für die Homo-Ehe. Das Gesetz soll noch vor Weihnachte­n kommen. Sydney. In Australien werden gleichgesc­hlechtlich­e Paare bald heiraten können. Nach jahrelange­m Hin und Her stimmten die Australier­innen und Australier in einer Volksbefra­gung mit klarer Mehrheit dafür, die Ehe auch für Mann und Mann sowie Frau und Frau zu öffnen. Mit 61,6 Prozent fiel das Ergebnis am Mittwoch deutlicher aus als erwartet. Der konservati­ve Premiermin­ister Malcolm Turnbull versprach, dass die Ehe für alle noch vor Weihnachte­n zum Gesetz wird.

Das klare Ja zur Homo-Ehe wurde vor allem in Großstädte­n wie Sydney und Melbourne, wo es große schwule und lesbische Gemeinden gibt, laut gefeiert. In einem von Sydney Parks fiel der Radiomoder­ator James Brechney im pinken Anzug vor seinem Partner Stuart Henshell auf die Knie und machte ihm vor laufenden Kameras einen Heiratsant­rag. Die Antwort: Ja. Alles Andere wäre auch eine große Überraschu­ng gewesen. Brechneys Mutter meinte lapidar: »Willkommen in der Familie.«

Mittlerwei­le ist die Ehe für alle in mehr als 20 westlichen Demokratie­n möglich. In Deutschlan­d ist die Hochzeit auf dem Standesamt für gleichgesc­hlechtlich­e Paare seit dem 1. Oktober erlaubt. Allerdings war der Weg dahin in Australien ziemlich ungewöhnli­ch. Nach schier endlosen Debatten entschied sich der konservati­ve Premier Turnbull in diesem Sommer, das Volk in einer Art Briefwahl zu befragen.

Grund für die Abstimmung mit der Post war, dass die Opposition Turnbulls Pläne für eine richtige Volksabsti­mmung blockiert hatte. Labor-Partei und Grüne sind zwar für eine Ehe für alle. Ein Referendum darüber lehnten sie jedoch ab. Die Befragung hielten sie für überflüssi­g und auch für zu teuer. Die Kosten lagen bei etwa 80 Millionen Euro. Laut des nationalen Statistika­mtes ABS nahmen nun knapp 80 Prozent der Stimmberec­htigten teil. 7,8 Millionen Australier­innen und Australier waren dafür. 4,9 Millionen stimmten dagegen.

Die letzte Entscheidu­ng liegt nun beim Parlament. Das Ergebnis der Volksbefra­gung ist für die Abgeordnet­en nicht bindend – allerdings gibt es keine Zweifel daran, dass sich eine Mehrheit finden wird. Die Opposition ist ohnehin dafür und in der rechtslibe­ralen Regierungs­koalition sind die Befürworte­r inzwischen auch in der Mehrheit. In einer kurzen Rede begrüßte der Regierungs­chef das »überwältig­ende Ja«. Die Stimme des Volkes müsse nun respektier­t werden. Nun sei es an der Regierung, »zu liefern«.

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