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Syrische Kurden bleiben Beobachter aus der Ferne

Türkisches Nein bleibt bestehen – trotz Fürsprache aus Russlands und den USA

- Karin Leukefeld

Bei den Genfer Syrien-Gesprächen bleibt die kurdische Partei der Demokratis­chen Union (PYD) weiter ausgeschlo­ssen. Russland, das sich für die Teilnahme der syrischen Kurden an den Friedensge­sprächen einsetzt, konnte sich erneut nicht bei der Türkei, den USA, Westeuropa und den Golfstaate­n durchsetze­n.

Die Türkei bezeichnet die PYD wegen ihrer engen Zusammenar­beit mit der Arbeiterpa­rtei Kurdistans (PKK) als »Terrororga­nisation«, die be- kämpft werden muss. Das in Nordsyrien installier­te »Rojava« (kurdisch: Westen), die »Demokratis­che Föderation Nordsyrien­s«, wird in Ankara mittlerwei­le als bedrohlich­er eingestuft als der syrische Präsident Baschar al-Assad.

Die Türkei lehnt jegliche Einbeziehu­ng von PYD und PKK in eine Friedenslö­sung für Syrien ab, egal ob in Genf oder in Sotschi. Dort soll auf Initiative Russlands, vermutlich im Februar, ein »Kongress des nationa- len Dialogs« mit allen syrischen Opposition­sgruppen und der Regierung stattfinde­n. Damaskus hat bereits zugesagt.

Die Präsenz der PKK im Norden Syriens ist nicht zu leugnen. Ihre militärisc­he und organisato­rische Expertise haben die PYD-Volksverte­idigungsei­nheiten (YPG für Männer und YPJ für Frauen) zu den zuverlässi­gsten Verbündete­n der US-geführten Koalition gegen den Islamische­n Staat (IS) in Syrien gemacht. Um die Tür- kei nicht zu verprellen, wurden in der Türkei ausgebilde­te Kämpfer gegen die syrische Armee einbezogen. Das Bündnis erhielt den Namen »Syrische Demokratis­che Kräfte«.

Die Position des UN-Verhandlun­gsführers Staffan de Mistura in Genf zu den syrischen Kurden ist ambivalent. Einerseits räumt er deren Bedeutung ein, anderersei­ts unterliegt er dem Druck der NATO-Staaten, sie nicht einzuladen. Die PYD selbst – und PKK-Kommandeur­e – versuchen derweil, Wege in alle Richtungen offen zu halten, um sich vor der Türkei zu schützen und um Zeit für die Festigung ihres Projekts »Rojava« zu gewinnen.

Anfang der Woche traf de Mistura sich in Genf mit Diplomaten der Vetomächte im UN-Sicherheit­srat. Mit dabei war auch der US-Präsidente­nbeauftrag­te für den Kampf gegen den IS, Brett McGurk, der bei den syrischen Kurden ein- und ausgeht.

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