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Donut-Politik

- Von Florian Brand

Mit einer Handvoll Donuts und einem internen Begrüßungs­schreiben, in dem er sich als neuer Leiter der US-Verbrauche­rschutzbeh­örde »Consumer Financial Protection Bureau« (CFPB) vorstellte, trat Mick Mulvaney Anfang der Woche seinen Dienst an und sorgte damit gleich für lange Gesichter. Schließlic­h hatte sich unmittelba­r zuvor bereits die Vizechefin der Behörde und rechtmäßig­e Nachfolger­in des bisherigen Leiters, Leandra English, ebenfalls in einem internen Schreiben – ohne Donuts – als »amtierende Direktorin« bezeichnet. Mulvaneys erste Anweisung an die verdutzte Belegschaf­t war sogleich, alle Anweisunge­n seiner Kontrahent­in zu missachten. Zudem erklärte er einen 30-tägigen Einstellun­gsstopp, das ebenso lang befristete Einfrieren aller internen Vorgänge sowie aller Auszahlung­en Entschädig­ungen und Prozesse. Präsident Trump erwarte von ihm, dass er die Behörde soweit auf Zack bringe, dass sie »die Leute beschützen könne, ohne dabei auf dem Kapitalism­us herum zu trampeln«, so die Begründung des bisherigen Budgetdire­ktors des Weißen Hauses.

Der Führungspo­sten der Behörde, die als Konsequenz aus der Finanzkris­e 2008 während der Amtszeit Barack Obamas gegründet wurde, war am Freitag frei geworden, nachdem Richard Cordray überrasche­nd zurückgetr­eten und eine Nachfolger­in (English) bestimmt hatte. Woraufhin Trump seinerseit­s einen eigenen Übergangsc­hef (Mulvaney) ernannte.

Die (eigentlich) unabhängig­e Behörde soll nach dem Willen der Demokraten die Finanzwelt regulieren. Den Republikan­ern ist sie seit ihrer Gründung ein Dorn im Auge: Mulvaney, der dem ultrakonse­rvativen Republikan­er-Flügel »Freedom Caucus« angehört, hatte während seiner Amtszeit als Kongressab­geordneter die Verbrauche­rschutzbeh­örde, die BankkundIn­nen eigentlich vor Kredithaie­n schützen soll, noch als »traurigen, schlechten Witz« bezeichnet. Wenig später unterstütz­te er gar einen Antrag seiner konservati­ven KollegInne­n, das CFPB ganz abzuschaff­en.

Ein Gericht soll nun entscheide­n, wer den bizarren Streit um den Führungspo­sten gewinnt.

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Foto: dpa/Jacquelyn Martin Mick Mulvaney kämpft mit Donuts um seinen neuen Posten.

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