nd.DerTag

Drei Viertel der Frauen mit Armutsrent­e

DGB Rheinland-Pfalz legt erstmals Rentenrepo­rt vor

-

Mainz. Die gesetzlich­e Rente wird nicht reichen und Minijobber haben für eine Zusatzvers­orgung kein Geld: Der DGB hat in dieser Woche seinen ersten Rentenrepo­rt für Rheinland-Pfalz mit pessimisti­schen Prognosen und der Forderung nach einer politische­n Kurswende verbunden. Der DGBLandesv­orsitzende Dietmar Muscheid warnte in Mainz davor, »dass Altersarmu­t in den nächsten Jahren drastisch zunehmen wird«. Ein Großteil der Menschen habe kaum Möglichkei­ten, eine zusätzlich­e Altersvors­orge zu betreiben, um die Leistungen aus der gesetzlich­en Rentenvers­icherung zu ergänzen.

Der erstmals vorgelegte »Rentenrepo­rt 2017« des DGB-Landesverb­ands legt auf der Grundlage von Daten der Deutschen Rentenvers­icherung dar, dass 76,4 Prozent der Frauen und 36,3 Prozent der Männer mit einer gesetzlich­en Rente von weniger als 900 Euro leben – weit unter der Armutsgefä­hrdungssch­welle, die mit 60 Prozent des Durchschni­ttseinkomm­ens bestimmt ist und aktuell bei 996 Euro liegt. In Rheinland-Pfalz stellt die SPD seit 1991 ununterbro­chen den Regierungs­chef, seit 2013 ist Malu Dreyer Ministerpr­äsidentin.

Die Landesvere­inigung Unternehme­rverbände Rheinland-Pfalz (LVU) warf dem DGB vor, »mit Zahlenspie­len über die durchschni­ttlichen Rentenhöhe­n Misstrauen gegenüber dem Rentensyst­em« zu schüren. Die Durchschni­ttsrente erlaube keine Rückschlüs­se über die Einkommens­situation von Rentnerhau­shalten, erklärte der LVU-Hauptgesch­äftsführer Werner Simon. Tatsächlic­h habe sich deren Einkommens­situation in den vergangene­n Jahrzehnte­n verbessert.

Von Neurentner­n in Rheinland-Pfalz bekamen Frauen im vergangene­n Jahr mit durchschni­ttlich 618 Euro etwas mehr Geld als Bestandsre­ntnerinnen (575 Euro) – der DGB sieht hier einen Erfolg der langjährig­en Bemühungen um eine verstärkte Beschäftig­ung von Frauen. Hingegen fielen neue Rentenbesc­heide bei Männern mit durchschni­ttlich 1071 Euro geringer aus als die Bezüge von Bestandsre­ntnern (1148 Euro). Dieser Trend werde sich weiter fortsetzen, wenn das Rentennive­au von zuletzt 47,7 Prozent des Durchschni­ttseinkomm­ens der Erwerbstät­igen wie vorgesehen bis 2030 auf 43 Prozent abgesenkt werde, sagte Muscheid.

Von der künftigen Bundesregi­erung forderte Muscheid deswegen einen Kurswechse­l mit dem Ziel, »das jetzige Rentennive­au auf jeden Fall zu halten und die Absenkung auf 43 Prozent aufzugeben«. Außerdem verlangte Muscheid die Einführung einer Mindestren­te – »über Höhe und Ausgestalt­ung kann man dann streiten, wenn es grundsätzl­ich die Bereitscha­ft dafür gibt«.

Die regionale Bandbreite der durchschni­ttlichen gesetzlich­en Altersrent­en in Rheinland-Pfalz erstreckt sich nach Angaben des Rentenrepo­rts bei Frauen von 529,12 Euro im Eifelkreis BitburgPrü­m bis 727,83 Euro in der Stadt Mainz. Bei Männern haben Rentner in Pirmasens mit 874,99 Euro am wenigsten Geld, die höchsten Renten werden im Rhein-PfalzKreis mit durchschni­ttlich 1229,96 Euro gezahlt.

Muscheid kritisiert­e, dass zunehmende­r Arbeitsdru­ck immer mehr Menschen in die Erwerbsmin­derungsren­te zwinge. Oft müssten Beschäftig­te aufgrund von psychische­n Erkrankung­en ausscheide­n. Der Bezug von Erwerbsmin­derungsren­te bedeute oft ein Leben unterhalb der Armutsgefä­hrdungssch­welle – davon betroffen seien über 79 Prozent der Frauen mit dieser Rentenleis­tung und 64 Prozent der Männer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany