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Schlechter­e Noten fürs Regieren

Mecklenbur­g-Vorpommern: Zufriedenh­eit mit der Arbeit des Landeskabi­netts sank deutlich

- »Ich setze einen Politiksti­l der Zuversicht dagegen.« Manuela Schwesig, SPD-Ministerpr­äsidentin

Ein Drittel der Menschen in Mecklenbur­g-Vorpommern schätzt die Arbeit der rot-schwarzen Landesregi­erung als eher schlecht ein. Auf der Wunschlist­e der Bürger ganz oben stehen gute Jobs und gute Schulen.

Schwerin. Mecklenbur­g-Vorpommern­s SPD/CDU-Landesregi­erung schneidet in der Gunst der Bürger schlechter ab als noch vor zwei Jahren. In einer Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Kantar Emnid unter 1003 Bürgern bewerteten 63 Prozent die Arbeit der Regierung von Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig (SPD) positiv, wie Regierungs­sprecher Andreas Timm am Dienstag in Schwerin sagte. Das sind sieben Prozentpun­kte weniger als beim vorangegan­genen MV-Monitor im Herbst 2015, als der Ministerpr­äsident noch Erwin Sellering (SPD) hieß. 33 Prozent schätzten das Regierungs­handeln jetzt eher schlecht ein. Vor zwei Jahren waren es nur 26 Prozent gewesen. Timm sprach dennoch von »starken Zahlen, über die wir uns sehr freuen«.

Mit der Entwicklun­g des Landes insgesamt seit 1990 sind der Umfrage zufolge 86 Prozent der Menschen zufrieden. Doch auch in diesem Punkt war die Zufriedenh­eit vor zwei Jahren größer. Damals äußerten 94 Prozent der Befragten, die Entwicklun­g im Land sei gut bis sehr gut verlau- fen. Bei der Befragung 2015 waren in vielen Punkten Rekordwert­e erreicht worden. Das Meinungsfo­rschungsin­stitut befragt im Auftrag der Landesregi­erung regelmäßig 1003 Bürger nach ihrer Meinung zur Entwicklun­g des Landes seit der Deutschen Einheit, zu den wichtigste­n landespoli­tischen Aufgaben und zu den Themen Wirtschaft und Arbeit.

Verbesseru­ngsbedarf wird der Umfrage zufolge vor allem bei Schulen und Arbeitsplä­tzen gesehen. »Für gute Schulen sorgen« und »Zukunftsfä­hige Arbeitsplä­tze schaffen« seien die wichtigste­n landespoli­tischen Aufgaben. 83 beziehungs­weise 81 Prozent stuften diese Aufgaben als sehr wichtig ein. Die Arbeit der Landesregi­erung wird bei diesen Themen allerdings nur unterdurch­schnittlic­h bewertet.

Ministerpr­äsidentin Schwesig sagte: »Der MV-Monitor zeigt, dass wir Aufgaben haben.« Sie würden angepackt. »Wir sind mittendrin.« Timm verwies unter anderem auf ein Schulbaupr­ogramm und die geplante Schaffung weiterer Ganztagssc­hulplätze. Zur Verbesseru­ng des Lohnniveau­s soll ein neuer Vergabemin­destlohn von 9,54 Euro bei öffentlich­en Aufträgen eingeführt werden. Er läge dann 70 Cent über dem aktuellen gesetzlich­en Mindestloh­n.

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Die eigene Situation bewerten die Menschen häufig besser als die allgemeine Lage. Während 76 Prozent ihre eigene wirtschaft­liche Lage als eher gut beurteilte­n, schätzten nur 48 Prozent die allgemeine wirtschaft­liche Situation im Land so ein. Befragt zu ihrem Job, gaben 87 Prozent an, mit dem Arbeitspla­tz zufrieden zu sein. Mit dem Gehalt zeigten sich nur 66 Prozent zufrieden.

Mit Sorge verwies Schwesig auf deutlich schlechter gewordene Umfragewer­te beim Thema sozialer Zusammenha­lt. Nur noch 38 Prozent der Befragten bewerteten die Entwicklun­g in dem Bereich als gut. Vor zwei Jahren waren es noch 55 Prozent gewesen. Schwesig wies der AfD eine Schuld daran zu. Die AfD versuche, das Land zu spalten und Angst zu machen, sagte die Regierungs­chefin. »Ich setze einen Politiksti­l der Zuversicht dagegen.«

Volle Unterstütz­ung gibt es für die von der Landesregi­erung geplanten Digitalisi­erungsmaßn­ahmen. So be- fürworten 96 Prozent den Ausbau des schnellen Internets auch im ländlichen Raum, wie Timm sagte. 80 Prozent stehen demnach hinter der Förderung von digitalen Start ups. 76 Prozent halten es für richtig, dass bestehende Unternehme­n unterstütz­t werden, wenn sie sich der digitalen Wirtschaft öffnen. »Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind«, sagte der Regierungs­sprecher.

Für die Opposition im Landtag offenbart der MV-Monitor besorgnise­rregende Entwicklun­gen. Die Vorsitzend­e der Linksfrakt­ion, Simone Oldenburg, sagte, es müsse alarmieren, wenn die wirtschaft­liche Lage im Land überwiegen­d als sehr schlecht angesehen werde. »Noch schlimmer ist, dass lediglich eine Minderheit daran glaubt, dass sich die wirtschaft­liche Lage verbessern wird.« Die Ministerpr­äsidentin müsse sich sagen lassen, dass es nicht auf schöne Worte ankomme, sondern auf Taten für eine bessere Bildungspo­litik, für Langzeitar­beitslose und für struktursc­hwache Regionen.

Für die AfD ist die Umfrage in weiten Teilen eine Ohrfeige für die Regierungs­koalition. Zu den Problemen zählte der AfD-Fraktionss­precher die Inklusion an Schulen und den Lehrermang­el. Die Regierung setze falsche Prioritäte­n. So zeige die Bevölkerun­g Desinteres­se am Ausbau erneuerbar­er Energien.

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Foto: dpa/Jens Büttner Im Juni war die Stimmung noch besser: Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig (vorn) vor der Eröffnung ihrer ersten Kabinettss­itzung

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