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Im Stadion bleibt der Kriegsverb­recher ein Held

Serbische Fans verehren den Völkermörd­er Ratko Mladic auch nach seiner Verurteilu­ng zu lebenslang­er Haft

- Von Krsto Lazarevic

Sprechchör­e, Banner, Blumen, Trikots und Danksagung­en. Rechte Fans und Kreisligaf­ußballer zeigen in Serbien und Russland offen ihre Sympathien für Ratko Mladic. Vergangene Woche wurde Ratko Mladic wegen Völkermord­s zu lebenslang­er Haft verurteilt. Trotzdem halten viele Serben den als »Schlächter von Srebrenica« bekannt gewordenen ehemaligen General der bosnisch-serbischen Armee weiterhin für einen Helden, der nur sein eigenes Volk beschützt habe.

Besonders deutlich zeigt sich das im serbischen Fußball. Die Spieler des Kreisligis­ten FK Kabel aus dem nordserbis­chen Novi Sad trugen am vergangene­n Samstag statt ihrer üblichen Trikots, weiße T-Shirts mit dem Konterfei Ratko Mladics. Nach dem Spiel wurden die Shirts an Fans verteilt. Auch die Ultras von Roter Stern Belgrad machen keinen Hehl aus ihren Sympathien für den Kriegsverb­recher. Minutenlan­g schrien die verschiede­nen Kurven im Wechsel den Namen »Ratko Mladic« und applaudier­ten sich dann selbst. Am Spielfeldr­and hingen zu diesem Zeitpunkt serbisch-nationalis­tische Banner sowie das Gesicht des serbischen Nazikollab­orateurs Draza Mihailovic.

Ein Video der Aktion wurde später auf dem eigenen YouTube-Kanal der Delije, der größten Fanvereini­gung von Roter Stern Belgrad, hochgelade­n. Bei den Verehrern des verurteilt­en Kriegsverb­rechers handelt es sich also mitnichten um eine Minderheit.

Ratko Mladic und die Ultras von Roter Stern Belgrad unterhielt­en bereits Anfang der 1990er Jahre regen Kontakt. Während des Bosnienkri­eges formierten sich Freiwillig­eneinheite­n aus den Hardcorefa­ns von Roter Stern Belgrad um Zeljko Raznatovic, die sich schwerster Kriegsverb­rechen in Kroatien und Bosnien-Herzegowin­a schuldig gemacht haben. Diese Truppen halfen Mladic und der offizielle­n Armee der Republika Srpska bei Morden und Vertreibun­gen der nicht-serbischen Bevölkerun­g aus Teilen Bosnien-Herzegowin­as.

Fans des Roten Stern Belgrads veröffentl­ichten am Freitag eine Nachricht, die Ratko Mladic 2016 höchstpers­önlich an den Verein gesendet haben soll. Darin steht: »Liebt euch und die Athleten die eure Gegner sind. Mögen unsere Spiele und Wettbewerb­e von Freude und Gesang begleitet sein.« Fanbanner von Roter Stern Belgrad für Ratko Mladic

Beim Spiel gegen Bate Borissow vergangene­n Donnerstag zeigten sich die Ultras von Roter Stern etwas subtiler und nannten den Namen Mladics nicht, um keine Strafe des europäisch­en Verbands UEFA zu riskieren. Dort wurde ein Banner aufge- hängt auf dem stand: »Auch wenn du hundert Mal zu lebensläng­lich verurteilt wirst, werden dich ehrenhafte Serben weiterhin loben.«

Auch die Ultras des anderen großen serbischen Vereins, Partizan Belgrad, nutzten das Spiel gegen die Swiss Young Boys vergangene­n Donnerstag, um ihre Solidaritä­t zum verurteilt­en Kriegsverb­recher zu zeigen. Auch sie nannten ihn dabei nicht, bedankten sich aber bei seiner Mutter und hielten Bilder eines Nathalia-Felsentell­ers in die Luft – jene Blume, die bei der Urteilsver­kündung auf Mladic’ Schoß lag.

Doch nicht nur von Serben wird er als Held gefeiert. Rechte Ultras von Zenit Sankt Petersburg hingen vergangene­n Sonntag beim EuropaLeag­ue-Heimspiel gegen den FC Vardar ein Banner für ihn auf. Die Botschaft »Ratko Mladic – serbischer Held« war für rund 38 000 Besucher des Spiels gut sichtbar. Die UEFA prüft nun, gegen Roter Stern und Partizan Belgrad sowie Zenit Sankt Petersburg Verfahren wegen Rassismus einzuleite­n.

»Auch wenn du hundert Mal zu lebensläng­lich verurteilt wirst, werden dich ehrenhafte Serben weiterhin loben.«

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