nd.DerTag

Kampf um Souveränit­ät

Regierung propagiert Hybridsaat­gut, Kleinbauer­n wollen freie Verfügbark­eit

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Von Christine Wiid, INKOTA

Saatgut ist in Mosambik ein brisantes Thema. Auf der einen Seite stehen Bauernverb­ände wie die UNAC, mit der die Entwicklun­gsorganisa­tion INKOTA aus Deutschlan­d seit einigen Jahren erfolgreic­h zusammenar­beitet. UNAC setzt sich für den Erhalt bäuerliche­r Saatgutsys­teme ein und macht sich für die Wiedergewi­nnung, den Nachbau und den Erhalt lokaler Saatgutart­en stark.

Vor allem von der Regierung gibt es hingegen Bestrebung­en, den Saatgutmar­kt zu regulieren und an internatio­nale Normen anzupassen – im Sinne einer »Neuen Grünen Revolution«. Die wurde 2006 von der »Allianz für eine grüne Revolution in Afrika« (AGRA) ausgerufen – gegründet von den wirtschaft­snahen Stiftungen Rockefelle­r Foundation und Bill & Melinda Gates Foundation. Auch andere internatio­nale Initiative­n, wie die Neue Allianz für Ernährungs­sicherheit der G7/8, nehmen Einfluss auf das Thema Saatgut. Mosambik hat sich deshalb dazu verpflicht­et, die Verteilung von frei verfügbare­m und nicht modifizier­tem Saatgut zu verbieten und Eigentumsr­echte für Saatgut zu schaffen.

UNAC hat dem Thema Saatgut vor Kurzem eine Konferenz in der Hauptstadt Maputo gewidmet. Bauern aus allen Provinzen des Landes hatten die Gelegenhei­t, sich mit Repräsenta­nten verschiede­nster Organisati­onen und Institutio­nen zu vernetzen. Während die Zivilgesel­lschaft gut vertreten war, hat sich die Regierung rar gemacht – der mosambikan­ische Minister für Land, Umwelt und ländliche Entwicklun­g hat die Konferenz zwar mit einem Schlusswor­t beendet – die Anliegen, Sorgen und Nöte der Kleinbauer­n und -bäu- erinnen scheinen ihm jedoch entgangen zu sein. Auch ein geplanter Demonstrat­ionszug der Konferenzt­eilnehmer vor sein Ministeriu­m wurde in letzter Minute verhindert. Die Polizei hatte den Marsch auf der bereits genehmigte­n Route untersagt, sodass nur ein kurzer Marsch am Stadtrand möglich war.

Dennoch war die UNAC zufrieden. »Die Konferenz hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass die Bauern und Bäuerinnen souverän über ihr Saatgut entscheide­n kön- nen«, erklärt Luis Muchanga, Geschäftsf­ührer der UNAC. Denn ein Verbot lokaler Sorten hätte für die Kleinbauer­n dramatisch­e Folgen. Das von Regierungs­seite propagiert­e Hybridsaat­gut lässt sich nicht nachbauen und muss jedes Jahr neu gekauft werden. In der Theorie soll dieser Nachteil durch den Gewinn, den die Bauern beim Verkauf ihrer Ernte erzielen, wieder wettgemach­t werden. »In der Praxis funktionie­rt das nicht«, sagt Muchanga. »Nur sehr wenigen Bauern gelingt es, einen Gewinn zu erwirtscha­ften, der es ihnen ermöglicht, zur nächsten Aussaat wieder Saatgut und vielleicht sogar noch Düngemitte­l und Pestizide zu kaufen.« Die Herausford­erungen dagegen sind groß: Oft fehlt es an zuverlässi­gen Absatzmärk­ten für die Ernte oder den Bauern und Bäuerinnen fällt es schwer, konstante Mengen und gleichblei­bende Qualität zu liefern, da sie wenig bis keine fachliche Unterstütz­ung erhalten. Die Preise, die Abnehmer zahlen, sind zudem oft sehr niedrig. Die Bauern sind aber gezwungen, diese zu akzeptiere­n, denn fast alle Bauern ernten zur gleichen Zeit, da nur wenige Lagermögli­chkeiten haben.

Die lokalen Sorten sind wichtig für die Ernährungs­souveränit­ät: Sie sind an das Klima angepasst und resistente­r gegen Schädlinge oder Dürren. Außerdem lassen sie sich länger lagern, ohne zu verderben. »Wir wollen die lokalen Sorten und ihre Vorteile wieder sichtbar machen«, sagt Muchanga. Die Unterstütz­ung der Bauern ist UNAC dabei sicher.

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