nd.DerTag

Hoher Krankensta­nd in der Landesverw­altung

Das Durchschni­ttsalter der Landesdien­er stieg auf 50,8 Jahre und sie fehlten 2016 im Schnitt 25,2 Tage

- Von Manfred Rey dpa

Personalei­nsparungen gehörten jahrelang in vielen Landesbehö­rden zum Alltag. Deswegen sind die Verwaltung­en völlig überaltert. Das hat Folgen. Im brandenbur­gischen Landesdien­st hat der ohnehin schon überdurchs­chnittlich hohe Krankensta­nd weiter zugenommen. Im vergangene­n Jahr entfielen auf jeden Beschäftig­ten allein in den Ministerie­n im Schnitt 25,2 Krankentag­e – rund 3,5 Prozent mehr als vor vier Jahren. Das geht aus der Antwort der rot-roten Landesregi­erung auf eine Anfrage der CDU-Fraktion hervor. Als Ursachen für den hohen Krankensta­nd gelten vor allem steigende Arbeitsbel­astungen und Überalteru­ng.

Die gesetzlich­en Krankenkas­sen verzeichne­ten bei ihren Mitglieder­n deutlich geringere Zahlen. Bei der Barmer waren es im Vorjahr 21,3 Tage, bei der AOK 21,1 Tage und bei der Techniker Krankenkas­se 19,1 Tage. Im Bundesdurc­hschnitt war ein Arbeitnehm­er 17,7 Tage krankgesch­rieben.

Nach Angaben des Innenminis­teriums schwankten die Zahlen über die Krankenstä­nde zwischen den Ressorts und Behörden zum Teil erheblich. Weit an der Spitze liegen die Justizvoll­zugsanstal­ten mit 55 Ausfalltag­en, acht mehr als 2012. Trotz des Projekts »Gesundheit­smanagemen­t für die Vollzugsbe­diensteten« stieg die Zahl der Ausfalltag­e binnen Jahresfris­t zuletzt um fünf Tage. Starke Ausfälle gibt es nach wie vor bei Polizisten, bei Beamten und Tarifbesch­äftigten an Gerichten und in der Finanzverw­altung.

Eine Ursache des hohen Krankensta­nds dürfte in der Überalteru­ng liegen. Wie aus der Antwort des Finanzmini­steriums auf eine weitere CDU-Anfrage hervorgeht, hat der hohe Altersdurc­hschnitt in der Landesverw­altung von Oktober 2013 bis Oktober 2017 abermals von 50,2 auf 50,8 Jahre weiter zugenommen. Nur beim Bildungs- und beim Innenminis­terium gingen die Zahlen leicht zurück, durch junge Lehrer und Polizeianw­ärter. Während auch bis 2020 mehr Pädagogen und Polizeibea­mte eingestell­t werden, sollen in anderen Ressorts weiter hunderte Stellen dem Rotstift zum Opfer fallen.

Dagegen wehrt sich die Dienstleis­tungsgewer­kschaft ver.di, die mit der Landesregi­erung bereits seit 2014 verhandelt. »Einen ersten Schritt gibt es jetzt bei der Entfristun­g von Stellen», sagt ver.di-Sekretärin Katja Boll. Ab dem Haushalt 2019/20 sollen ein Drittel der befristete­n Stellen in unbefriste­te umgewandel­t werden. Ein »Tropfen auf den heißen Stein« sei die Zusage des Finanzmini­steriums für einen Betrag von 50 Euro pro Mitarbeite­r und Jahr für gesundheit­sfördernde Maßnahmen ab 2019.

Noch keine Annäherung gibt es Boll zufolge bei der Forderung nach besseren Arbeitsbed­ingungen für äl- tere Mitarbeite­r und die Wiederbese­tzung aller freiwerden­den Stellen. »Bei der Personalbe­darfsplanu­ng muss es ein Umdenken geben, keine Stelle darf künftig wegfallen, nur um Gelder einzuspare­n.« Anderersei­ts äußerte der Landesrech­nungshof gerade erst Bedenken wegen weiter steigender Personalko­sten.

Der Landtagsab­geordnete Steeven Bretz (CDU) fordert ein Ende der »Stellenstr­eichungsor­gie«. Gerade bei den »Kernbereic­hen der Verwaltung« dürfe nicht der Eindruck entstehen, der Staat komme seinen Aufgaben nicht nach. »Eigentlich benötigten wir eine zeitweilig­e Überbesetz­ung, damit die älteren Mitarbeite­r ihr Wissen weitergebe­n und die Jüngeren sich einarbeite­n können.«

Zwar stößt das angekündig­te Gesundheit­smanagemen­t ab 2019 auch bei Bretz auf Zustimmung. »Es bleibt aber abzuwarten, ob die starke Demotivati­on und die schlechten Arbeitsbed­ingungen damit gelöst werden können.«

Newspapers in German

Newspapers from Germany