nd.DerTag

Verzögerte­s Scheitern in Afghanista­n

René Heilig denkt, dass Verhandlun­gen nützlicher sind als mehr Soldaten

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Ursprüngli­ch wollte die Verteidigu­ngsministe­rin nicht noch mehr Soldaten schicken. So sagte sie es noch, als die USA schon dringend nach mehr Afghanista­n-Engagement der NATO-Verbündete­n verlangten. Doch natürlich wusste Ursula von der Leyen auch, dass sie eine Hintertür offen lassen muss. Daher formuliert­e sie, dass Deutschlan­d wohl nicht als erstes gefragt sei. Schließlic­h habe die Bundeswehr erst ein Jahr zuvor, als andere ihre Soldaten heimholten, Lücken gefüllt. Hilfsweise versuchte man, die anderen Länder, deren Militärs im Norden Afghanista­ns unter deutschem Kommando stehen, um Verstärkun­g zu bitten. Ein vergeblich­es Unterfange­n. Logisch, wer will schon für ein so gründlich gescheiter­tes Projekt weitere Opfer bringen?

Offenkundi­g ist erneut, was schon vor Beginn der westlichen Interventi­on 2001 klar war: Militärisc­h lässt sich das Gebiet am Hindukusch nicht befrieden. Weder mit Trumps »Mutter aller Bomben«, noch mit CIA-Killer-Coup und auch nicht mit dem Versuch, einheimisc­he Militärs zum Kampf zu befähigen und auszurüste­n. Umso erstaunlic­her ist es, wie gering das westliche Interesse – leider auch das deutsche – an einer politische­n Lösung ist. Dazu müsste man erstens alle am Bürgerkrie­g beteiligte­n Gruppen gleichbere­chtigt an einen Tisch holen. Damit das Sinn macht, sollten auch die Anrainer gemeinsam beraten, was zu tun ist, damit Afghanista­n endlich sicher wieder aufleben kann.

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