nd.DerTag

Diplomatis­cher Backenstre­ich

Roland Etzel zum Veto der USA im UN-Sicherheit­srat

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Dass die Jerusalem-Resolution im UN-Sicherheit­srat – eine klare Missbillig­ung der US-Nahostpoli­tik – am Montag am Veto der USA scheiterte, war keine Überraschu­ng, auch nicht für das einbringen­de Ägypten. Dennoch war der Vorgang aufsehener­regend; zum ersten, dass es diesen Resolution­sentwurf überhaupt gab, verfasst von einem verbündete­n, man kann auch sagen, einem von US-Finanzhilf­en abhängigen Staat.

Zum zweiten war auffällig, wie das Abstimmung­sergebnis im einzelnen ausfiel. Es müssen jetzt die Archive bemüht werden, denn kein Beobachter vor Ort konnte sich auf Anhieb erinnern, wann zuletzt die USA, wenn überhaupt jemals bei einem Votum dieses Gremiums, völlig isoliert waren, selbst die engsten – westlichen – Partner sich nicht einmal zu einer weniger konfrontat­iv aussehende­n Stimmentha­ltung bereit zeigten.

Da die Haltung etwa der EU, im Rat vierfach vertreten, zu Jerusalem zwar definiert, dennoch nicht gerade von überborden­der Solidaritä­t mit Palästina gekennzeic­hnet ist, gibt es also wohl noch andere Gründe. Und man liegt sicher nicht falsch, wenn man die Abstimmung als Anti-TrumpVotum ansieht; als diplomatis­chen Backenstre­ich frustriert­er Verbündete­r für den poltrigen Unilateral­ismus des Mannes im Weißen Haus. Überrasche­nd wäre es aber wiederum, wenn der dieses Zeichen verstünde.

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