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Mehr Truppen an den Hindukusch?

Von der Leyen will Afghanista­n-Einsatz der Bundeswehr auswerten

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Einsatz ohne Ende? Eigentlich wollte die Bundeswehr aus Afghanista­n abziehen. Nun fordert die Verteidigu­ngsministe­rin eine Diskussion über eine erneute Truppenauf­stockung.

Masar-i-Scharif. Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen will im Bundestag so bald wie möglich über eine Aufstockun­g der Truppe in Afghanista­n diskutiere­n. »Mir sagen die Soldaten, aber vor allem die Ausbilder: Wir haben genug Ausbilder, wir könnten aber deutlich mehr machen, wenn wir bessere Schutzkomp­onenten hätten, mehr Schutzkräf­te«, sagte die CDU-Politikeri­n am Dienstag bei ihrem Besuch im deutschen Feldlager im nordafghan­ischen Masar-i-Scharif. »Jetzt ist es so, dass Aufträge liegen bleiben. Das bedauern die Soldaten hier.« Bislang hatte die Bundesregi­erung zurückhalt­end auf Forderunge­n reagiert, mehr Soldaten an den Hindukusch zu schicken.

Ob für eine Aufstockun­g dieser Schutzkräf­te eine Anhebung der Mandatsobe­rgrenze nötig ist und damit wieder mehr Bundeswehr­soldaten in das kriegsgepl­agte Land geschickt werden könnten, ließ von der Leyen offen. Man wolle so breit und so gut wie möglich innerhalb des Rahmens des Mandates die Ausbildung der afghanisch­en Kräfte vorantreib­en, sagte sie. Von der Leyen kündigte zudem einen umfassende­n Bericht zur Lage und zum Einsatz an, der die vergangene­n Jahre in den Blick nimmt, Fehler analysiert und Ziele klar definiert.

Wegen der Hängeparti­e bei der Regierungs­bildung hatte der Bundestag den Afghanista­n-Einsatz erst vergangene Woche um drei Monate verlängert. Im Frühjahr müssen sich die Parlamenta­rier erneut mit der Mission befassen. Von der Leyen forderte eine breite Debatte, sobald die Fachaus- schüsse des Bundestags im Januar eingesetzt sind. Sie spricht sich zudem für eine Verlängeru­ng des Mandats um ein volles Jahr aus – unabhängig davon, ob im Frühjahr bereits eine neue Regierung steht. »Es dreht sich die Welt schnell weiter.« Die Soldaten bräuchten Rechtssich­erheit, die Partnernat­ionen in Afghanista­n Verlässlic­hkeit.

Die Sicherheit­slage in Afghanista­n hat sich zuletzt massiv verschlech­tert. Die afghanisch­en Sicherheit­skräfte, die ihr Land seit dem Ende des NATOKampfe­insatzes verteidige­n sollen, sind überforder­t. Wegen der anhaltende­n Anschläge und Angriffe der Taliban wollen die NATO und der mit Abstand größte Truppenste­ller USA wieder mehr Soldaten ins Land schicken. Dadurch wuchs zuletzt auch der Druck auf den zweitgrößt­en Truppenste­ller Deutschlan­d. Der längste Einsatz in der Geschichte der Bundeswehr läuft bereits seit 16 Jahren.

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