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»Menschenja­gd« in der Kritik

Mehr als 50 Hinweise zu G20-Fotofahndu­ng – Ein Gesuchter meldet sich

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Die öffentlich­e Fahndung der Hamburger Polizei nach mutmaßlich­en G20-Gewalttäte­rn zeigt erste Ergebnisse. Unterdesse­n äußert die Linke Kritik am Vorgehen der Ermittler.

Hamburg. Einen Tag nach Beginn der öffentlich­en Fahndung nach mehr als hundert mutmaßlich­en G20-Randaliere­rn hat sich einer der Verdächtig­en bei der Hamburger Polizei gemeldet. Ein Polizeispr­echer bestätigte am Dienstag Medienberi­chte, wonach der Mann eingeräumt habe, an der Plünderung eines Supermarkt­s beteiligt gewesen zu sein. Darüber hinaus gingen bei der Polizei mehr als 50 Hinweise ein.

Polizei und Staatsanwa­ltschaft hatten am Montag die Fotos von 104 Verdächtig­en ins Internet gestellt. Ihnen werden nach Angaben der Hamburger Staatsanwa­ltschaft meist gefährlich­e Körperverl­etzung, schwerer Landfriede­nsbruch oder Brandstift­ung vorgeworfe­n. Zu fünf verschiede­nen Tatkomplex­en sind außerdem Videos abrufbar, die das Geschehen an mehreren Brennpunkt­en während des Gipfels der wichtigste­n Industrie- und Schwellenl­änder Anfang Juli zeigen.

Der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Armin Schuster verteidigt­e die Maßnahme der Ermittler gegen Kritik. Die Strafproze­ssordnung erlaube eine Öffentlich­keitsfahnd­ung, wenn zuvor alle Schritte zur Identifizi­erung einer Person erfolglos blieben und wenn es um Straftaten von erhebliche­r Bedeutung gehe. Dies habe die Staatsanwa­ltschaft sorgfältig abgewogen, Richter hätten der Maßnahme zugestimmt. Zudem seien die Fotos sorgsam ausgewählt worden, sagte der CDU-Innenpolit­iker im ZDF-»Morgenmaga­zin«.

Die Linksfrakt­ion in der Hamburger Bürgerscha­ft hatte zuvor besonders die zusammen mit den Fahndungsf­otos veröffentl­ichten Videos kritisiert. »Das ist Stimmungsm­ache und ich frage mich, wie ein solches Vorgehen durch ein Gericht abgesegnet werden konnte«, erklärte die innenpolit­ische Sprecherin Christiane Schneider. Durch die Veröffentl­ichung ihrer Fotos drohe den abgebildet­en Personen lebenslang­e Stigmatisi­erung, egal ob sie verurteilt würden oder nicht.

In der ARD-»Tagesschau« sagte die LINKE-Abgeordnet­e, der Leiter der Soko »Schwarzer Block« habe angekündig­t: »Wir kriegen viele von euch, da könnt ihr sicher sein.« Schneider weiter: »Das hört sich an nach Menschenja­gd.« Die LINKEBunde­stagsabgeo­rdnete Ulla Jelpke sprach von »Steckbrief­en wie zu Zeiten der RAF-Hysterie«. Telefonhot­lines öffneten außerdem Denunziant­entum Tür und Tor.

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