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Behörden: Haben Lehren gezogen

- Von Martin Kröger

Zum Jahrestag des islamistis­chen Anschlages erklären Politiker, dass die Behörden besser aufgestell­t seien. Die Aufarbeitu­ng zum Fall Amri ist aber noch lange nicht abgeschlos­sen. »Eine bittere Erfahrung« nannte Berlins Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) jüngst im Gespräch mit »neues deutschlan­d« den Fall des Tunesiers Anis Amri. Trotz zuvor lange erfolgter Observatio­n konnte Amri am 19. Dezember 2016 den Anschlag auf den Weihnachts­markt auf dem Breitschei­dplatz ausführen. Zwölf Menschen starben dabei, nahezu 70 Menschen wurden verletzt. Die Innenbehör­den haben daraus gelernt, betont Geisel ein Jahr nach der islamistis­chen Attacke. So habe man unter anderem den polizeilic­hen Staatsschu­tz neu aufgestell­t, Polizei und Feuerwehr werden personell verstärkt. Außerdem gebe es bundesweit und auch europaweit eine wesentlich engere Zusammenar­beit. Dennoch könne man nicht jeden potenziell­en Gefährder rund um die Uhr beobachten, so Geisel.

Dass angeblich die richtigen Konsequenz­en aus dem Anschlag gezogen wurden, sagte am Dienstag auch Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU). In den vergangene­n 365 Tagen sei viel dafür getan worden, »damit so etwas nicht noch einmal passiert«, twitterte der CDU-Politiker. »So bitter es auch ist: Es gibt keine absolute Garantie gegen Terroransc­hläge«, räumte der Minister zugleich ein.

Der Präsident des Bundeskrim­inalamts, Holger Münch, betonte ebenfalls, die Sicherheit­sbehörden hätten Lehren aus den Anschlägen im vergangene­n Jahr gezogen. So gebe es neue Strukturen bei der Risikoeins­chätzung von islamistis­chen Gefährdern, sagte Münch der »Neuen Osnabrücke­r Zeitung«.

Polizeiint­ern, aber auch auf Bundeseben­e ist unterdesse­n die Aufarbeitu­ng des Fall Amris, der nach seiner Flucht in Italien von einem Polizisten erschossen worden war, noch lange nicht abgeschlos­sen. Sowohl in Berlin als auch in Nordrhein-Westfalen laufen Untersuchu­ngsausschü­sse zu dem Thema. Ein solcher wird auch für den neuen Bundestag gefordert. Nach einer Regierungs­bildung könnte ein solches Gremium eingesetzt werden.

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