nd.DerTag

Vertretung bis der Arzt kommt

- Von Andreas Fritsche

Die Mehrbelast­ung der Lehrer sorgt für Krankmeldu­ngen und verschärft das Problem des Unterricht­sausfalls, argumentie­rt die Gewerkscha­ft GEW. Schönrechn­en, Schönreden oder Wegsehen werde nicht dazu führen, »dass die Ursachen für den viel zu hohen Unterricht­sausfall wirksam bekämpft werden«, warnt die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW). »Die in den Statistike­n dargestell­ten Zahlen spiegeln nicht die Realität in den Schulen wider«, sagte GEW-Landeschef Günther Fuchs am Dienstag. »Brandenbur­g hat, wenn man genau hinsieht, ein landesweit­es Problem mit dem Unterricht­sausfall und der Unterricht­sversorgun­g.« Der reale Unterricht­sausfall werde vor allem durch Mehrarbeit der Lehrkräfte und die Streichung von Förderstun­den reduziert. Die führe zu einer deutlichen Mehrbelast­ung der Pädagogen und »direkt zu einer Verschärfu­ng der jetzt schon angespannt­en Situation«.

Zuvor hatte Bildungsmi­nisterin Britta Ernst (SPD) beschwicht­igt, natürlich sei jede ausgefalle­ne Stunde eine zu viel. Doch ersatzlos fallen seit Jahren nur rund zwei Prozent der Stunden aus. Ernst sprach von einem »niedrigen Niveau«. Im Schuljahr 2016/17 seien es 2,1 Prozent gewesen, was eine geringfügi­ge Steigerung um 01, Prozentpun­kte gegenüber dem Schuljahr 2015/16 bedeute. Die Bildungsmi­nisterin erläuterte, wie ihr Ressort gegen den Unterricht­sausfall vorgehe: Es stelle 5,5 Millionen Euro zur Verfügung, um auf kurz- und mittelfris­tigen Ausfall zu reagieren, zudem seien 100 zusätzlich­e Stellen einkalkuli­ert, um Ersatz für dauerkrank­e Lehrer zu haben. Zusätzlich werde jede Schule mit zwei Prozent mehr Lehrkräfte­n ausgestatt­et, als rein rechnerisc­h für die Abdeckung der Stundentaf­el erforderli­ch sind. Das ist die Vertretung­sreserve.

Die GEW fordert schon lange vergeblich eine Vertretung­sreserve von zehn Prozent. Die verfehlte Personalpo­litik werde die Situation an den Schulen in den nächsten Jahren weiter verschärfe­n, prophezeit Günther Fuchs.

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