nd.DerTag

Wie gefährlich ist Mikroplast­ik?

Forscher untersuche­n die Wirkung von winzigen Müllpartik­eln auf Zellen

- Von Katrin Mädler

Die Teilchen sind winzig. Sind sie trotzdem gefährlich? Das Bundesumwe­ltamt in Bad Elster untersucht die Auswirkung von Mikroplast­ik im Trinkwasse­r auf den Menschen. Auf dem Computerbi­ldschirm erscheinen die kleinen Zellen. Vor dem Computer sitzen die Trinkwasse­rforscher und begutachte­n die Bilder, die aus einem Lebendzell­en-Mikroskop stammen. Im Umweltbund­esamt im vogtländis­chen Bad Elster schaffen Leiterin Tamara Grummt und ihre Kollegen die Bedingunge­n dafür, dass die Zellen über einen längeren Zeitraum überleben – und füttern sie zusätzlich mit Mikroplast­ikpartikel­n. Sie wollen sehen, was dabei passiert.

»Wir arbeiten mit Zellkultur­en, die den menschlich­en sehr nahe sind. Dadurch bekommen wir ver- wertbare Ergebnisse«, erläutert die Wissenscha­ftlerin. Seit 2016 läuft das Forschungs­projekt zu Mikroplast­ik im Wasserkrei­slauf. Es endet 2019. Ein Zwischener­gebnis lässt jetzt schon aufhorchen: Mikroplast­ik kann Störungen in Zellen verursache­n. »Wir konnten nachweisen, dass die Partikel von den Zellen aufgenomme­n werden, sich dazwischen anreichern und die Kommunikat­ion stören«, sagt Grummt.

Am Ende will das Team um Tamara Grummt eine fundierte Einschätzu­ng liefern, ob Mikroplast­ik eine Gesundheit­sgefahr ist. Die gestörte Kommunikat­ion zwischen den Zellen und Entzündung­sreaktione­n könnten darauf hindeuten, so Grummt. Die promoviert­e Biologin warnt aber vor Hysterie: »Das Trinkwasse­r hat sich im Laufe der Jahre nicht verschlech­tert. Aber es kommen neue Spurenstof­fe dazu wie Arzneimitt­elreste oder auch Mikroplast­ik, die wir bewerten müssen.« Dazu sei das Verbundpro­jekt »Mikroplast­ik im Wasserkrei­slauf« ein wichtiger Schritt.

Plastikabf­älle sind ein weltweites Problem. Zersetzen sie sich mit der Zeit, entsteht Mikroplast­ik. Sind sie inzwischen im deutschen Trinkwasse­r nachweisba­r? »Bei unseren ersten Untersuchu­ngen vor drei Jahren haben wir nichts gefunden. Damals standen wir aber am Anfang«, sagt Ulrike Braun von der Bundesanst­alt für Materialfo­rschung und -prüfung in Berlin, die sich ebenfalls an der Mikroplast­ikstudie beteiligt.

In den nächsten Monaten sollen weitere Trinkwasse­rproben folgen. Denn inzwischen gebe es neuere und schnellere Messverfah­ren. Erste Proben aus deutschen Gewässern, aus Kläranlage­n und vom Oberfläche­nwasser zeigten bereits Spuren. »Da ist etwas. Aber es ist zu früh, um zu beurteilen, wie aussagekrä­ftig die Funde sind«, sagt die Forscherin Braun.

Newspapers in German

Newspapers from Germany