Wie gefährlich ist Mikroplastik?
Forscher untersuchen die Wirkung von winzigen Müllpartikeln auf Zellen
Die Teilchen sind winzig. Sind sie trotzdem gefährlich? Das Bundesumweltamt in Bad Elster untersucht die Auswirkung von Mikroplastik im Trinkwasser auf den Menschen. Auf dem Computerbildschirm erscheinen die kleinen Zellen. Vor dem Computer sitzen die Trinkwasserforscher und begutachten die Bilder, die aus einem Lebendzellen-Mikroskop stammen. Im Umweltbundesamt im vogtländischen Bad Elster schaffen Leiterin Tamara Grummt und ihre Kollegen die Bedingungen dafür, dass die Zellen über einen längeren Zeitraum überleben – und füttern sie zusätzlich mit Mikroplastikpartikeln. Sie wollen sehen, was dabei passiert.
»Wir arbeiten mit Zellkulturen, die den menschlichen sehr nahe sind. Dadurch bekommen wir ver- wertbare Ergebnisse«, erläutert die Wissenschaftlerin. Seit 2016 läuft das Forschungsprojekt zu Mikroplastik im Wasserkreislauf. Es endet 2019. Ein Zwischenergebnis lässt jetzt schon aufhorchen: Mikroplastik kann Störungen in Zellen verursachen. »Wir konnten nachweisen, dass die Partikel von den Zellen aufgenommen werden, sich dazwischen anreichern und die Kommunikation stören«, sagt Grummt.
Am Ende will das Team um Tamara Grummt eine fundierte Einschätzung liefern, ob Mikroplastik eine Gesundheitsgefahr ist. Die gestörte Kommunikation zwischen den Zellen und Entzündungsreaktionen könnten darauf hindeuten, so Grummt. Die promovierte Biologin warnt aber vor Hysterie: »Das Trinkwasser hat sich im Laufe der Jahre nicht verschlechtert. Aber es kommen neue Spurenstoffe dazu wie Arzneimittelreste oder auch Mikroplastik, die wir bewerten müssen.« Dazu sei das Verbundprojekt »Mikroplastik im Wasserkreislauf« ein wichtiger Schritt.
Plastikabfälle sind ein weltweites Problem. Zersetzen sie sich mit der Zeit, entsteht Mikroplastik. Sind sie inzwischen im deutschen Trinkwasser nachweisbar? »Bei unseren ersten Untersuchungen vor drei Jahren haben wir nichts gefunden. Damals standen wir aber am Anfang«, sagt Ulrike Braun von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung in Berlin, die sich ebenfalls an der Mikroplastikstudie beteiligt.
In den nächsten Monaten sollen weitere Trinkwasserproben folgen. Denn inzwischen gebe es neuere und schnellere Messverfahren. Erste Proben aus deutschen Gewässern, aus Kläranlagen und vom Oberflächenwasser zeigten bereits Spuren. »Da ist etwas. Aber es ist zu früh, um zu beurteilen, wie aussagekräftig die Funde sind«, sagt die Forscherin Braun.