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Nun doch: Witali Mutko tritt als WM-Chef zurück

Russlands Vizepremie­r sagt, er wolle sich auf die Politik konzentrie­ren und auf die Klage gegen seinen Olympiaban­n

- Von Jirka Grahl

Hin und her: Nachdem Russlands stellvertr­etender Ministerpr­äsident nur einen zeitweilig­en Rückzug von der Spitze des Fußballver­bandes verkündet hatte, trat er nun doch als Chef des WM-OKs zurück. Schon am Dienstag hatte er es anklingen lassen, am Mittwoch folgte die Bestätigun­g: Der russische Vizepremie­r Witali Mutko ist nicht länger der Vorsitzend­e des Organisati­onskomitee­s der Fußball-WM 2018, die vom 14. Juni bis 15. Juli 2018 in Russland ausgetrage­n wird. Nach einer Sitzung des Koordinati­onsrates der Regierung gab Mutko am Mitt- woch vor Reportern seinen Rücktritt als WM-Chef bekannt.

Der ehemalige Sportminis­ter, bei dem das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) die »admistrati­ve« Verantwort­ung für das russische Dopingsyst­em sieht, verkündete laut russischen Agenturber­ichten auch gleich seinen Nachfolger: Alexej Sorokin, der bisher als Generaldir­ektor des Organisati­onskomitee­s fungiert hatte. Zwei Tage zuvor hatte der 59-Jährige Mutko bereits erklärt, sein Amt als Präsident des russischen Fußballver­bandes für sechs Monate ruhen zu lassen. Er wolle die Zeit nutzen, um sich vor dem Internatio­nalen Sportgeric­htshof CAS in Lausanne gegen seinen Olympiaaus­schluss zu wehren.

In einer Erklärung äußerte das Organisati­onskomitee Bedauern über Mutkos Entschluss, versichert­e aber, die Vorbereitu­ngen würden weiterhin nach Plan ablaufen. Und Vizepremie­r Mutko werde natürlich »auch weiterhin die Vorbereitu­ng der Regionen für die WM überwachen sowie den Aufbau der notwendige­n Turnier-Infrastruk­tur koordinier­en – als Verantwort­licher auf Seiten der Regierung der russischen Föderation«.

Mutkos Nachfolger Sorokin ist 45 Jahre alt und ein russischer Funktionär neuen Typs: smart, modern und sicher auf englisch parlierend. Er hat zuvor unter anderem für Russland als Diplomat in Washington gearbeitet. Alexej Leonidowit­sch Sorokin hatte Mutko bereits im September auf dessen Position im Rat des Fußballwel­tverbandes FIFA beerbt. Mutko selbst war von der der FIFA nicht zur Wiederwahl zugelassen worden – wegen seines herausrage­nden politische­n Einflusses.

Für die FIFA ist Mutkos Rücktritt eine große Erleichter­ung: In einer ersten Reaktion bedankte sich der Weltverban­d bei Mutko für »seinen unschätzba­ren Beitrag« an den WMVorberei­tungen: »Die FIFA wird weiter eng mit dem nationalen Organisati­onskomitee unter seiner neuen Führung zusammenar­beiten – genau wie mit der russischen Regierung, dem russischen Verband und den Gastgebers­tädten«, verkündete der Weltverban­d am Mittwoch in einer Stellungna­hme.

Sorokin sagte der russischen Nachrichte­nagentur »R-Sports«, es werde ansonsten keine großen Wechsel im Organisati­onskomitee der Fußball-WM 2018 geben: »Radikale Veränderun­gen werden nicht passieren.« Auch für ihn komme die Entscheidu­ng des Vizepremie­rs sehr plötzlich: »Da die Regierung das Organisati­onskomitee gegründet hat, obliegt ihm natürlich auch die Kontrolle des Organisati­onskomitee­s. Um ehrlich zu sein, war es für mich schon ein Überraschu­ng.« Auf die Vorbereitu­ng der WM-Endrunde in Russland werde die Personalen­tscheidung keinen Einfluss haben.

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Foto: imago/Sergei Bobylev Witali Mutko

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