nd.DerTag

Kurden-Einsatz gestrichen

Deutschlan­d kuschelt mit irakischer Zentralreg­ierung

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Die Sondierung­sgespräche zwischen Union und SPD sind gelaufen, innerhalb der Sozialdemo­kratischen Partei gibt es viel Unmut über das Vereinbart­e. Bislang kaum in der Kritik der Genossen sind jedoch die weitreiche­nden Vorentsche­idungen für weitere Rüstungsmi­lliarden und die Auslandsei­nsätze der Bundeswehr. Die Große Koalition will sie – sehr zum Ärger der opposition­ellen Linksparte­i und diverser Friedensgr­uppen – fortsetzen. Effektiver denn je. Nur für einen Einsatz wird man das Parlament nicht mehr um Zustimmung bitten. Die Ausbildung­smission der Peschmerga-Kämpfer in Nordirak und die damit verbundene­n enormen Waffenlief­erungen werden auslaufen. Ende April ist Schluss, egal ob es nun eine neue Groko gibt oder nicht.

Offiziell wird die Entscheidu­ng mit dem Ende des IS begründet. Die kurdischen Truppen könnten nun auf eigenen Füßen stehen. Hinter den Kulissen aber wird deutlich, dass die deutsche Regierung höchst verärgert ist, über die Abspaltung­sversuche der Kurden. Mit der deutlich verlorenen Abstimmung über eine Separierun­g vom restlichen Irak habe man sich »selbst ins Bein geschossen«, raunt es aus Berliner Regierungs­kreisen. Deutschlan­d wird sich demnächst mehr um die Bedürfniss­e der Zentralreg­ierung in Bagdad und deren Wünschen nach territoria­ler sowie politische­r Einheit des Landes kümmern.

Den weiteren Fortgang der Entwicklun­g in Syrien will man – so Unionsstra­tegen – beobachten. Um sich einzuklink­en, wenn es um den wirtschaft­lichen Wiederaufb­au geht, den Syriens Hauptverbü­ndeter Russland auch nicht im Bündnis mit Iran stemmen kann. Union und SPD haben bei den Sondierung­en eine »deutliche Reduzierun­g« des bisherigen SyrienEnga­gements vereinbart. Wie die aussehen könnte, wird sich im Antrag für ein neues Mandat zeigen, der spätestens im März ins Parlament eingebrach­t werden muss. Dort wird man – wie bislang immer – auf den Widerstand der Linksfrakt­ion stoßen. Was aber am Fortgang der von einer Großen Koalition gewohnten Politik nichts ändern wird.

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