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Feuer und Raute

Andreas Koristka hat sich spontan eine aufsehener­regende Neuerschei­nung auf dem Buchmarkt reingezoge­n

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Angela Merkel hat derzeit keinen leichten Stand. Jeder Windhauch, so scheint es, könnte sie aus ihrem Hosenanzug wehen. In der eigenen Partei hat sie sich durch das maue Bundestags­wahlergebn­is angreifbar gemacht. Teilen der SPD ist hingegen aufgefalle­n, dass die Einigung nach den Sondierung­sgespräche­n ein riesiger amorpher Kothaufen ist, den sie nur mittragen wollen, wenn Merkel dazu gezwungen wird, am 1. Mai bei der DGB-Demo in der ersten Reihe mitzulaufe­n und sich alle fünf Meter mit einem laufenden Tarifvertr­ag im Hardcover vor die Stirn zu schlagen. Selbstkast­eiung vor den arbeitende­n Massen – ein schlimmere­s Schicksal kann es für die Anführerin der freien Welt nicht geben. Zu allem Unglück wurde nun auch ein neues Buch veröffentl­icht. »Feuer und Raute« gibt einen tiefen Einblick in das Seelenlebe­n der Kanzlerin und ließ dazu ihr näheres Umfeld zu Wort kommen.

Verfasst wurde das Werk von einem Autor, der sich hinter dem Pseudonym Scholfgang Wäuble versteckt. – Trotz des spröden Sujets: Das Buch ist unterhalts­am geschriebe­n. Man streift mit Merkel durch die Flure des Kanzleramt­s, duckt sich schreckhaf­t weg, wenn sie eine ihrer gefürchtet­en Passivkons­truktionen abschießt und leidet mit ihr in der Einsamkeit der Toiletten, in denen sie die aktuellen Problemlag­en aussitzt. Wie viel Wahrheitsg­ehalt in dem Werk steckt, kann man hingegen nur schätzen. Angesehene Politikwis­senschaftl­er vermuten einen Wahrheitsf­aktor von sieben auf einer Wahrheitss­kala bis zehn.

Neben brisanten politische­n Informatio­nen (die Griechenla­nd-Politik war eine Racheaktio­n für einen verkorkste­n Drei-Sterne-Urlaub) kommen auch interessan­te Details ans Licht: Merkels Ehe scheint zerrüttet. Ihr Ehemann sei schon seit Jahren sauer, so heißt es. Unter anderem ist er es, weil Angela gar keine Kartoffels­uppe kochen kann. Laut Freunden des Paares vermag die Kanzlerin nur, Steine in heißes Wasser zu schmeißen und dann – unter enormen finanziell­en Zugeständn­issen – bis tief in die Nacht über den Namen des Gerichts zu verhandeln.

Wie zudem Vertraute berichten, ist das Bild der Gute-Laune-Merkel, die immer hammermäßi­g drauf ist, egal wie sehr ihre Mundwinkel auf dem Fußboden schleifen, eine reine Inszenieru­ng für die Medien. Ihr nahes Umfeld berichtet, dass Merkel im persönlich­en Gespräch langweilig und uninspirie­rend, ja geradezu ungeil wirke. Viel zu selten komme es vor, dass sie Bayern als Scheißloch­Land beschimpft und Lindner insgeheim eine kleine harmlose PorschePan­ne wünscht, in deren Folge der FDP-Chef aus seinem Auto auf den Standstrei­fen steigt und von einem Lkw erfasst wird.

Außerdem wird in »Feuer und Raute« über einige Anekdoten berichtet. So soll Merkel in den vergangene­n Jahren mehrmals mit Wladimir Putin verdächtig lange telefonier­t haben. Bedienstet­e der Kanzlerin berichten von Gelächter und russischen Gesängen bis tief in die Nacht. Als die Zofe der Kanzlerin am nächsten Morgen das Arbeitszim­mer betrat, habe sie nur eine leere Flasche Wodka und einen Bauch-weg-Schlüpfer neben dem Telefonapp­arat gefunden. So erzählt man es sich jedenfalls in Berlin …

Außerdem scheint Merkel gegenüber Vertrauten unumwunden zuzugeben, dass sie der Meinung sei, sich alles erlauben zu dürfen. Aus diesem Grund trägt sie in ihren Italien-Urlauben billige Outdoorkle­idung im Partnerloo­k mit ihrem Noch-Ehemann und lässt Paul Ziemiak von der Jungen Union gern mal vor dem versammelt­en Kabinett die Getränke reichen. Oder sie zwingt ihn, ein Häschenkos­tüm zu tragen, während er die Ablage für die älteren Abgeordnet­en erledigt.

Eine Frage, über die in letzter Zeit viel diskutiert wurde, kann das Buch jedoch nicht abschließe­nd klären: Leidet die Kanzlerin an Demenz? Nur so viel verrät »Feuer und Raute«: Merkel will Seehofer wohl wieder zum Bundesmini­ster machen ...

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Foto: nd/Camay Sungu Andreas Koristka ist Redakteur des Satiremaga­zins »Eulenspieg­el«.

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