Adäquate Wortwahl
»Mob in Wurzen stürmt Wohnhaus von Geflüchteten« 14.01.; online: dasND.de/1076138 Eine Hetzjagd findet nicht »zwischen« Leuten statt, sondern die einen hetzen die anderen; in diesem Fall sehr wahrscheinlich deutsche RassistInnen/Nazis fliehende Geflüchtete.
Durch die Überschrift wird bereits latent eine Täter-Opfer-Umkehr angeboten, die es in diesem Land in solchen wie den geschilderten Situationen (allein 2016 hat es laut Bundesregierung über 2500 solcher »Fälle« gegeben) in der Regel nicht geben kann. Hier handelt es sich wahrscheinlich um einen offensichtlich geplanten (Zahl der AngreiferInnen, Vermummung, Bewaffnung) Angriff mit sehr wahrscheinlich, weil alltäglich, rassistischer Motivlage. Ein grauenhafter Alltag für Menschen nichtdeutscher Herkunft, die ständig Angriffe auf ihre Unversehrtheit, ihre Gesundheit und ihr Leben gewärtigen und davon ausgehen müssen, dass weder das soziale Umfeld noch die damit beauftragten Behörden sie schützen oder auch nur schützen wollen.
Setzen sie sich in ihrer Not zur Wehr, sind sie sofort ebenfalls Täter und das Agieren der Nazis, denn um solche muss es sich ja wohl handeln und jedes Kind weiß, dass es sie in Wurzen wohlorganisiert gibt, bekommt auf einmal etwas Nachvollziehbares. Wie oft müsse solche oder ähnliche rassistische Hetzjagden in diesem Land noch passieren, bis auch Behörden, Medien und PolitikerInnen Ross und Reiter benennen?
Die Berichterstattung einer sozialistischen Tageszeitung sollte vor diesem Hintergrund wenigstens eine adäquate Wortwahl vornehmen. Friedrich Burschel, Berlin