nd.DerTag

Migration zum Nutzen aller

Martin Ling über die UNO und den geplanten Globalen Pakt

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Sie ist ein Fakt: Migration. In den Ländern des Globalen Nordens wird sie vielfach mit Skepsis und Ressentime­nts gesehen, à la: Die Hungerleid­er machen sich an die Fleischtrö­ge der Wohlstands­gesellscha­ften auf und konkurrier­en dort mit den Einkommens­schwachen. Ein Lösungsans­atz erwächst aus derlei Einstellun­gen freilich nicht. Konstrukti­ver bemüht sich die UNO um das Thema Migration. Gerade hat Generalsek­retär António Guterres einen neuen Bericht mit dem Titel »Making Migration Work For All« vorgestell­t. Exakt darum geht es, Migration, die ohnehin stattfinde­t, zum Nutzen aller zu regulieren. 600 Milliarden Dollar überwiesen Migranten 2017 in ihre Ursprungsl­änder – das Dreifache der Entwicklun­gshilfe. Für den Globalen Süden ist Migration überlebens­wichtig – vor allem solange eine unfaire Weltwirtsc­haftsordnu­ng die Staaten des Südens grosso modo zu Rohstoffli­eferanten degradiert und ihnen damit Entwicklun­gspfade verbaut.

»Migration ist ein positives globales Phänomen. Sie fördert Wirtschaft­swachstum, reduziert Ungleichhe­it, verbindet Gemeinscha­ften und hilft uns, mit der Herausford­erung des demografis­chen Wandels umzugehen.« Diese Sicht von Guterres ist bei allen Schattense­iten die Richtschnu­r, an der sich Migrations­politik orientiere­n sollte. Der Bericht dient als Ausgangspu­nkt für die finalen Verhandlun­gen zum »Globalen Pakt für sichere, geordnete und reguläre Migration«. Dort müsste eine »Triple-Win-Migration« verankert werden, von der Ziel- und Herkunftsl­änder ebenso wie Migranten profitiert­en. In Sicht ist das bisher jedoch noch nicht. Bisher wiegen Nützlichke­itserwägun­gen stärker als die Menschenre­chte der Migranten.

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