nd.DerTag

Kirchen unter Druck

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Dass der Senat den Humanistis­chen Verband als Körperscha­ft des öffentlich­en Rechts anerkannt und ihn damit in vielerlei Hinsicht den Kirchen gleichgest­ellt hat, war ein längst überfällig­er Schritt.

13 000 Mitglieder hat der Humanistis­che Verband in Berlin und Brandenbur­g. Das mag nicht viel sein. Aber die Angebote des Verbands werden von einer viel größeren Zahl Menschen genutzt: Mehr als 60 000 Schüler beispielsw­eise besuchen pro Jahr den freiwillig­en Lebenskund­eunterrich­t in der Hauptstadt. 2400 Berliner Jugendlich­e nahmen 2017 an der Jugendfeie­r teil, die der Humanistis­che Verband analog zur Jugendweih­e anbietet. Tendenz steigend. Hinzu kommen Kitas, soziale Einrichtun­gen, Flüchtling­sheime. Der Humanistis­che Verband ist auf fast allen Feldern aktiv, auf denen auch die Kirchen aktiv sind – als weltanscha­uliche Alternativ­e.

Was ihn unterschei­det: Auf die meisten Privilegie­n, die dem Humanistis­chen Verband nun zustehen, da er Körperscha­ft des öffentlich­en Rechts ist, will er verzichten. Beispielsw­eise will er seine Mitgliedsb­eiträge nicht per Steuer einziehen lassen. Das setzt die Kirchen unter Druck: Wenn einer, der dürfte, auf ein Privileg verzichtet, das viele Berliner ablehnen, werden auch die Kirchen darüber nachdenken müssen, ob sie es beibehalte­n wollen.

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Johanna Treblin über die Privilegie­n der Kirchen Foto: nd/Ulli Winkler

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