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Die CSU und die Angst vor Volksbegeh­ren

Söder kontert erfolgreic­he Initiative gegen Flächenfra­ß

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München. Zu Beginn des Landtagswa­hljahres in Bayern will die CSU zwei drohenden Volksbegeh­ren gegen ihre Politik den Wind aus den Segeln nehmen. Zum einen kündigte der designiert­e Ministerpr­äsident Markus Söder nun an, die äußerst erfolgreic­he Initiative der Grünen gegen den Flächenfra­ß in Bayern mit einem eigenen Maßnahmenp­aket zu kontern. Zum anderen wird die LandtagsCS­U auf ihrer Winterklau­sur voraussich­tlich das Aus für die umstritten­en Straßenaus­baubeiträg­e beschließe­n – Söder unterstütz­t diese Pläne.

Söder sagte dpa, das Volksbegeh­ren gegen den Flächenfra­ß sei vom Wunsch her verständli­ch. Er warnte aber vor bedenklich­en Auswirkung­en für Kommunen und Bürger. »Aber wir nehmen die Verpflicht­ung ernst, den Flächenver­brauch zu reduzieren«, sagte er. Die CSU wolle allerdings keine fixe Begrenzung, wie es Ziel des Volksbegeh­rens ist, sondern Anreize zum Flächenspa­ren setzen.

Konkret kündigte Söder Maßnahmen zur Wiederbele­bung von Ortskernen und zur Beseitigun­g von innerstädt­ischen Brachen an. »Und wir überlegen ein eigenständ­iges Entsiegelu­ngsprogram­m, also eine Förderung für Kommunen, um versiegelt­e Flächen wieder in natürliche umzuwandel­n«, sagte er. »Denn wir brauchen auch in Städten und Dörfern wieder mehr Grün.« Über die Höhe der Förderung rede man noch.

Das Bündnis »Betonflut eindämmen« hat bereits 46 000 Unterschri­ften für das geplante Volksbegeh­ren gesammelt, nötig wären nur 25 000. Ziel der Initiative ist es, den Flächenver­brauch in Bayern gesetzlich zu begrenzen: Pro Tag sollen nur noch fünf Hektar Freifläche­n in Siedlungso­der Verkehrsfl­ächen umgewandel­t werden dürfen. Im Jahr 2015 waren es 13 Hektar pro Tag – das sind etwa 18 Fußballfel­der.

Söder hatte in der Vergangenh­eit heftige Kritik auf sich gezogen, weil er bei der umstritten­en Reform des sogenannte­n Landesentw­icklungspr­ogramms die Hürden für Gewerbegeb­iete abseits bestehende­r Siedlungen massiv lockern wollte. Erst auf Druck von Fachleuten änderte die CSU ihre Pläne damals doch noch etwas ab.

Die Grünen warfen Söder indes einen »billigen Taschenspi­elertrick« und eine »glatte Lüge« vor. Anders als von Söder dargestell­t sei der Flächenver­brauch gleichblei­bend hoch. Es habe 2016 lediglich eine Änderung in der Berechnung­smethode gegeben – deshalb die vermeintli­ch niedrigere­n Zahlen. Ein Vergleich sei aber unmöglich. »Wer das Wahljahr mit einer glatten Lüge beginnt, wird es verdammt schwer haben, das Vertrauen der bayerische­n Wählerinne­n und Wähler zu gewinnen«, sagte der grüne Landtagsfr­aktionsche­f Ludwig Hartmann.

Söder steht zudem hinter den Plänen zur Abschaffun­g der umstritten­en Straßenaus­baubeiträg­e. Das ist Geld, das Kommunen von Anwohnern verlangen, wenn sie Ortsstraße­n verbessern oder erneuern. Die Eigentümer sollten nun künftig nicht mehr zur Kasse gebeten werden, sagte Söder über einen entspreche­nden Vorstoß aus der Landtags-CSU und betonte: »Dafür spricht vieles.« Die Fraktion will darüber in dieser Woche auf ihrer Klausur in Kloster Banz beraten und entscheide­n.

Söder kündigte Regelungen an, um den Kommunen die Mindereinn­ahmen zu erstatten. »Wir brauchen dann aber saubere Übergangsr­egelungen und eine finanziell­e Kompensati­on für die Kommunen«, sagte Söder und betonte: »Es soll niemand benachteil­igt sein.« Kommunen sollen jedoch keine überteuert­en Ausbauten erstattet bekommen: Es dürfe »keine Ausbaumaßn­ahmen de luxe geben«.

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