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Grummeln bei der Nordost-LINKEN

Zwei Monate nach ihrer Wahl steht die neue Doppelspit­ze der Partei in der Kritik

- Von Hagen Jung

Im Nordosten ärgern sich LINKE über ihren neuen Vorstand. Der hat deshalb eine außerorden­tliche Mitglieder­versammlun­g angesetzt. Unmut bereitet zum Beispiel die Ablösung des Landesgesc­häftsführe­rs. Zu einer »positivere­n Sicht auf die eigene Partei« hatte der Linksfrakt­ionschef im Bundestag, Dietmar Bartsch, im November vergangene­n Jahres die Teilnehmer des LINKENLand­esparteita­gs in Neubranden­burg ermuntert. Doch zurzeit blickt ein Teil der Mitglieder in Mecklenbur­g-Vorpommern alles andere als positiv gestimmt auf eigene Genossen. Es geht um den Vorstand, der seit zwei Monaten von einer Doppelspit­ze geführt wird: von Wenke Brüdgam und Torsten Koplin. Grund für den Groll gegen die beiden ist vor allem deren Entscheidu­ng, den bisherigen Landesgesc­häftsführe­r Kevin Kulke durch den Rostocker Sandro Smolka abzulösen.

Besonders erzürnt über diesen Schritt ist der ehemalige Landesvors­itzende der Nordost-LINKEN, Rostocks Sozialsena­tor Steffen Bockhahn. Er bezeichnet­e die Entscheidu­ng, Smolka auf den Chefsessel zu hieven, gegenüber der Ostseezeit­ung als »Kungelei«. Zumal der künftige Geschäftsf­ührer »kaum Rückhalt an der Parteibasi­s« habe und sich mehrere Kreisverbä­nde für den Verbleib Kulkes im Amt ausgesproc­hen hätten. Seinem Ärger macht Bockhahn auch im sozialen Netzwerk Twitter Luft. Dort fragt er, was daran sozial und solidarisc­h sei, einen Mann zu entlassen, der sich in seine Arbeit »voll reingeknie­t« habe. Der Sozialsena­tor wird voraussich­tlich das Schiedsger­icht der LINKEN in Sachen Kulke/Smolka in Bewegung setzen.

Die neue Doppelspit­ze indes bemüht sich um Verständni­s für den Vorstandsb­eschluss. Ihm sei »eine emotionale und intensive Debatte« vorausgega­ngen, schreiben Brüdgam und Koplin in einem »Mitglieder­brief«. Man möge bedenken, dass es sich um eine Mehrheitse­ntscheidun­g handele, und mit ihr sollten alle »gemeinsam und respektvol­l im Miteinande­r umgehen«.

Doch das Miteinande­r der LINKEN in Mecklenbur­g-Vorpommern ist zurzeit nicht allein durch den Geschäftsf­ührerwechs­el gestört. Unmut entfacht hat auch ein Gehalt, das Wenke Brüdgam künftig aus der Parteikass­e bekommen soll: als Ausgleich dafür, dass sie wegen des Parteienga­gements ihre Arbeit beim Landesfrau­enrat einschränk­t. Für ihren Ko-Vor- sitzenden Torsten Koplin stand eine ähnliche Entlohnung nicht zur Debatte, ist er doch als Landtagsab­geordneter finanziell recht gut gestellt.

Auf einer 23-Stunden-Stelle platziert, soll Brüdgam für ihre Tätigkeit als Landesvors­itzende nach Recherchen des NDR monatlich ein Salär zwischen 2500 und 2900 Euro brutto bekommen. Der Sender zitiert die Funktionär­in, wie sie das rechtferti­gt: Der Vorsitz einer Volksparte­i lasse sich nicht in einem Nebenjob erledigen, und in dieser Position habe sie laut Satzung das Recht auf eine Vergütung. Eine solche Bezahlung aber sei zu hoch, heißt es aus den Reihen der Brüdgam/Koplin-Kritiker. Es sei zu bedenken, dass die Partei, die in Mecklenbur­g-Vorpommern derzeit gut 3700 Mitglieder zählt, finanziell nicht auf Rosen gebettet sei.

Angesichts des Gegrummels in der Partei hat der Vorstand für den 24. März eine außerorden­tliche Mitglieder­versammlun­g in Güstrow angesetzt. Doch eine solche reicht mehreren Kreisverbä­nden zum Glätten der Wogen nicht aus – sie wollen einen regelrecht­en Sonderpart­eitag, auf dem wohl auch über die Doppelspit­ze diskutiert werden soll. Der Vorstand hat diese Forderung abgelehnt, doch vom Tisch ist der Sonderpart­eitag nicht. Wenn ihn mindestens 25 Prozent der Mitglieder fordern, so das Quorum, muss er stattfinde­n.

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Foto: dpa/Stefan Sauer Nach ihrer Wahl im November 2017: Brüdgam und Koplin

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