nd.DerTag

Nordkorea spielt die Spiele

Alexander Isele zur Charmoffen­sive der Kims bei Olympia

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Es ist eine Charmoffen­sive, die das Fürchten lehrt – und zwar die USA und Japan. Kim Yo Jong, Schwester von Nordkoreas Machthaber Jong Un, versteht es, mit jedem Lächeln und jeder Geste das Sportliche bei den Olympische­n Spielen ins Abseits und Nordkorea in den Mittelpunk­t zu stellen. »Ich hoffe, dass Pjöngjang und Seoul in den Herzen unserer Bürger näher rücken und die nahe Zukunft zu Vereinigun­g und Wohlstand führt«, schrieb Kim ins Gästebuch des Präsidente­npalastes in Seoul. Das geht aber nur über Südkoreas Abwendung von Washington.

US-Vizepräsid­ent Mike Pence und der japanische Premiermin­ister Shinzo Abe würdigten Kim keines Blickes, als sie bei der Eröffnungs­feier von Südkoreas Präsidente­n Moon Jae In fast überschwän­glich begrüßt wurde. Auch wenn Moon formal die Einladung in den Norden an Bedingunge­n knüpft, die USA müssen hilflos mit ansehen, wie Nordkorea sie ausmanövri­ert: Moon wird die Einladung kaum Ausschlage­n. Kim Jong Un gelingt es, in Anwesenhei­t des Vizepräsid­enten der USA den Spalt zwischen Südkorea und den USA zu vertiefen.

In Südkorea ist die Öffentlich­keit genervt vom Kapern der Spiele durch den Norden. Kaum jemand traut Kim Jong Un. Und eine Abkehr von den USA will auch niemand. Das stört Kim nicht weiter, denn selbst wenn seine Strategie nicht aufgeht, ändert sich nichts am Status quo. Und so spielt der Nordkorean­er weiter die Olympische­n Spiele – und verdonnert die USA zum Zuschauen.

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