nd.DerTag

Lasst die SPD-Basis entscheide­n

Robert D. Meyer fordert eine Urabstimmu­ng zur Schulz-Nachfolge

-

In einem Punkt sind sich SPD-Vize Ralf Stegner und Juso-Chef Kevin Kühnert einig: Anstatt über Personalfr­agen zu streiten, sollten die Genossen inhaltlich sorgsam klären, wie sie es mit der Neuauflage einer Großen Koalition halten. Ohnehin besteht eine Partei aus mehr als ihrer Spitze, in einer sich als links verstehend­en Partei sollte zudem nicht von oben durchregie­rt werden.

Genau das aber hat Martin Schulz wiederholt getan, zuletzt, indem er die Weichen für seine Nachfolger­in Andrea Nahles stellte. Sie soll wohl schon am Dienstag vom Präsidium zur kommissari­schen Parteichef­in ernannt werden. Dass dies nur eine Interimslö­sung bis zu einem Sonderpart­eitag ist, ist zweifelhaf­t. Ein Argument der Parteiführ­ung dürfte lauten: In solch schweren Zeiten brauche es Verlässlic­hkeit an der Spitze, die eine erfahrene Politikeri­n wie Nahles biete. Wer kann da Nein sagen? Nahles sollte selbstvers­tändlich die Chance bekommen, für das höchste Parteiamt zu kandidiere­n – alle anderen SPD-Mitglieder allerdings auch.

Allein das Agieren von Noch-Parteichef Schulz wirkt mehr, als wolle er die Genossen vor vollendete Tatsachen stellen. In der Partei hat das schlechte Tradition: Auch Sigmar Gabriel agierte nicht anders, als er Schulz faktisch zu seinem Nachfolger auserkor. Doch warum besitzen ausgerechn­et gescheiter­te Parteichef­s dieses Vorschlags­recht und nicht die Basis in einer Urabstimmu­ng?

Newspapers in German

Newspapers from Germany