nd.DerTag

Von Ankara bis Duisburg

Während in der Türkei die HDP unter größten Mühen die Fahne hochhält, werden in Deutschlan­d Afrin-Soli-Demos verfolgt. Ein Irrsinn, sagt Nelli Tügel

-

»Die Lage der Demokratie, von Rechtsstaa­tlichkeit und Menschenre­chten in der Türkei hat sich seit längerem verschlech­tert«, heißt es im Koalitions­vertrag. Was dies bedeutet, konnte man in den vergangene­n Tagen einmal mehr beobachten. Die türkisch-kurdische Linksparte­i HDP musste einen Parteitag unter schwierigs­ten Bedingunge­n abhalten. Im Vorfeld wurden Delegierte verhaftet, kurzzeitig auch die amtierende Parteichef­in, die das Amt ausführt, weil ihre Vorgängeri­n seit 15 Monaten im Knast sitzt.

»Die Türkei ist ein wichtiger Partner Deutschlan­ds und Nachbar der EU, zu dem wir vielfältig­e Beziehunge­n haben. Deshalb haben wir ein besonderes Interesse an einem guten Verhältnis«, heißt es im Koalitions­vertrag. Und was dies bedeutet, konnte man in den vergangene­n Tagen ebenfalls einmal mehr beobachten. Von den Koalitionä­ren gab es kaum ein Wort zu den neuen Repression­en gegen die HDP. Die Menschenre­chtslage am Bosporus war ein dankbarer Wahlkampfh­it, seither – so scheint es – ist das Thema durch. Dafür wurde am Samstag in Duisburg eine Demo gegen den Afrin-Krieg aufgelöst, in Köln ganz untersagt. Statt also der Opposition in der Türkei, die wegen des Krieges einer weiteren Repression­swelle ausgesetzt ist, Solidaritä­t zu zeigen, lässt man hier Antikriegs­demos verfolgen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany