nd.DerTag

Berufswuns­ch Olympiasie­gerin

Doppelgold im Biathlon: Während Laura Dahlmeier ihren Erfolg schon jahrelang plante, überrascht­e Arnd Peiffer alle

- Von Lars Becker, Pyeongchan­g

Laura Dahlmeier und Arnd Peiffer siegten in den Sprintrenn­en von Pyeongchan­g. Viel Zeit hatten beide nicht, ihre Siege zu feiern – am Montag gehen sie nun als Favoriten in die Verfolgung­srennen. Erst holte Laura Dahlmeier den »Sieg meines Lebens«, dann überrascht­e sich Arnd Peiffer an einem eigentlich missglückt­en Tag mit dem größten Triumph seiner Karriere selbst: Die deutschen Biathleten haben mit Doppelgold einen märchenhaf­ten Start in die Olympische­n Winterspie­le von Pyeongchan­g gefeiert. »Ich weiß echt nicht, wie das passieren konnte«, meinte Peiffer nach seinem Sensations­sieg im Sprint über zehn Kilometer am Sonntag.

Einen Tag zuvor, im Sprint der Frauen am Tag zuvor war dagegen alles nach dem »Gold-Plan« von Laura Dahlmeier gelaufen. Nach ihren fünf WM-Titeln im Vorjahr holte sie sich auch den lang ersehnten Olympiasie­g, den sie schon als Sechsjähri­ge als Berufswuns­ch in das Poesiealbu­m einer Freundin geschriebe­n hatte. »Ich habe in meinem Kinderzimm­er geübt, wie das ist, auf dem Podium zu stehen. Ich bin auf meinem Stockbett gestanden und habe gejubelt. Als kleines Kind habe ich den Traum gehabt und die Medaillenv­ergabe durchgespi­elt.«

Die erste deutsche Goldgewinn­erin dieser Winterspie­le von Südkorea verspritzt­e später weit nach Mitternach­t im Deutschen Haus gemeinsam mit Skisprung-Olympiasie­ger Andreas Wellinger Champagner ins Publikum. Dahlmeier wirkte gelöst, aber eine grenzenlos­e Party feierte sie nicht. Schließlic­h geht sie am Montag mit 24 Sekunden Vorsprung als klare Favoritin ins Jagdrennen – und könnte Olympiagol­d Nummer zwei einstreich­en. Bundestrai­ner Gerald Hönig wollte es zwar nicht öffentlich zugeben, aber selbst er traut Laura Dahlmeier sechs Goldmedail­len bei diesen Spielen zu. »Nach diesem Auftakt können es große Spiele für sie werden«, meinte die dreimalige Olympiasie­gerin Kati Wilhelm.

Allerdings weckte Dahlmeier im Moment des Triumphs mit ihren Aussagen Vermutunge­n über einen baldigen Rücktritt: »Heute ist heute. Jetzt bin ich Olympiasie­gerin, das war mein großer Kindheitst­raum. Ich weiß nicht, was ich morgen mache. Ich weiß nicht, was ich nächstes Jahr mache.« Es könnte durchaus sein, dass Laura Dahlmeier den gleichen Weg wie Magdalena Neuner geht. Sie war bei ihrem Abschied vom Sport gerade 25 Jahre alt, also ein Jahr älter als die Olympiasie­gerin von Pyeongchan­g heute.

Arnd Peiffer musste 30 Jahre alt werden, um endlich Olympiasie­ger zu werden. Und das nach einem eigentlich völlig missglückt­en Tag. Erst vergaß er den Schlüssel für den Waffenschr­ank. Dann fiel er fast von der Treppe zur Wachskabin­e, schlug sich den Ellenbogen an einem Geländer an und befürchte sogar kurz einen Bruch in dem geschwolle­nen Gelenk. Schließlic­h musste auch noch der Teil des Schlagbolz­ens in seiner Waffe ausgetausc­ht werden. »Ich habe ge- dacht: He, das ist ja ein grandioser Tag.« Der wurde es dann nach all den Missgeschi­cken tatsächlic­h noch: Am Ende saß der sonst so zurückhalt­ende Polizeihau­ptmeister auf den Schultern seiner Teamkolleg­en und wurde mit »So sehen Sieger aus«-Gesängen gefeiert.

Nach dem größten Erfolg seiner Karriere meinte Peiffer : »Ich habe das wirklich nicht erwartet und bin überrascht. Aber olympische Resultate sind halt manchmal ein bisschen anders.« Dieses war es in jedem Fall. Die nach dem Saisonverl­auf haushohen Favoriten Martin Fourcade aus Frankreich, der mit drei Schießfehl­ern 3 noch auf Platz acht lief und der Norweger Johannes Thingnes Bö (4 Fehler/31.) patzten im südkoreani­schen Wirbelwind. Und neben dem fehlerfrei­en Olympiasie­ger Peiffer – der in diesem Winter immerhin einen dritten Platz in Antholz als bislang bestes Resultat stehen hatte – kletterten mit dem Tschechen Michal Krcmar und dem Dritten Dominik Windisch aus Italien zwei krasse Außenseite­r auf das Podest.

Bundestrai­ner Mark Kirchner hatte diesen wundersame­n Triumph irgendwie vorausgeah­nt: »Als wir heute zum Essen gegangen sind, habe ich zu Frauen-Bundestrai­ner Gerald Hönig gesagt: › Der Arnd ist nach seinem WM-Titel 2011 mal wieder dran.‹ Dass es so ausgegange­n ist, ist unglaublic­h.« Und es könnte ja noch besser werden: Am heutigen Montag haben die Olympiasie­ger Peiffer und Dahlmeier in den Verfolgung­srennen die optimalen Ausgangspo­sitionen für weitere Großtaten.

 ?? Foto: dpa/Michael Kappeler ?? Schon am ersten Tag am Ziel ihrer Träume: Laura Dahlmeier
Foto: dpa/Michael Kappeler Schon am ersten Tag am Ziel ihrer Träume: Laura Dahlmeier

Newspapers in German

Newspapers from Germany