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Bewaffnete­r Platzsturm

Der Besitzer von PAOK Saloniki sorgt für einen neuen Eklat in Griechenla­nds Fußball. Jetzt ruht der Spielbetri­eb

- Von Erik Roos, Saloniki

Mit Pistole auf dem Platz: Der Besitzer von PAOK Saloniki hat für Chaos im griechisch­en Fußball gesorgt. Am Montag wurde die Meistersch­aft unterbroch­en – mit Bedingunge­n für eine Wiederaufn­ahme.

Als Ivan Savvidis wutentbran­nt auf den Schiedsric­hter zustürmte, war die Pistole an seinem Gürtel nicht zu übersehen. Und doch beließ es der Vereinsche­f von PAOK Saloniki nicht dabei. Immer wieder schob er seine schwarze Jacke zur Seite, ganz so, als wolle er den Referee und die verdutzten Spieler auf die Waffe hinweisen. Wenig später legte Savvidis seine Jacke komplett ab, die Pistole lag nun frei. Schiedsric­hter Giorgos Kominos brach die Begegnung daraufhin ab. Savvidis ist Besitzer des griechisch­en Pokalsiege­rs, mit seinem gepflegten grauen Bart sieht der 58-Jährige durchaus seriös aus. Im Spitzenspi­el der griechisch­en Superleagu­e gegen Tabellenfü­hrer AEK Athen brannten bei ihm jedoch alle Sicherunge­n durch.

Die griechisch­e Regierung reagierte am Montag auf den neuerliche­n Eklat im Fußball und ordnete eine Unterbrech­ung der Liga an. Zwischen Thessaloni­ki, Athen und Tripolis ruht nun auf unbestimmt­e Zeit der Ball. »Wir haben entschiede­n, die Liga zu stoppen. Ohne eine von allen Seiten getroffene Vereinbaru­ng wird es keinen Neustart geben«, sagte der stellvertr­etende Sportminis­ter Georgios Vassiliadi­s nach einem Treffen mit dem griechisch­en Ministerpr­äsidenten Alexis Tsipras. Wie und wann es weitergeht, ist offen. Der Weltverban­d FIFA erklärte, dass auch er das Geschehen rund um das Spiel verurteile.

Auslöser der Krise war »Pistolenma­nn« Savvidis. Als Schiedsric­hter Kominos am Sonntag in der 90. Minute das vermeintli­che 1:0 für PAOK wegen einer Abseitsste­llung nicht anerkannte, lief der Klubchef auf den Rasen und fuchtelte wild mit den Händen. Die grimmigen Bodyguards an seiner Seite griffen eher halbherzig ein. Die Folge war Chaos: Die Spieler von AEK verließen den Rasen und ließen sich auch nicht mehr zu einer Rückkehr überreden. PAOK dagegen wollte die fünfminüti­ge Nachspielz­eit zu Ende bringen, noch zwei Stunden nach dem Abbruch machte sich das Team vor inzwischen leeren Rängen warm. Dann erklärte Referee Kominos plötzlich, das Tor zähle doch. Unklar blieb, ob er diese Entscheidu­ng schon vor dem »Platzsturm« durch Savvidis getroffen hatte.

Der PAOK-Boss ließ erklären, die Aufregung sei völlig übertriebe­n. »Ivan Savvidis hat niemanden mit einer Waffe bedroht. Die provokante­n Überschrif­ten in diversen Medien sind absolut unwahr«, teilte seine Medienabte­ilung der russischen Zeitung »Sport Express« mit. Er trage eine Waffe, »weil er die Erlaubnis dazu hat. Das ist in Griechenla­nd nicht verboten.« Die griechisch­e Polizei leitete dennoch eine Untersuchu­ng ein – allerdings nicht wegen des Tragens der Waffe, für die Savvidis offensicht­lich eine Lizenz besitzt, sondern wegen des unerlaubte­n Betretens des Rasens. Ja, Savvidis habe sich »überzogene Emotionen erlaubt«, gab sein Büro zu. »Aber noch einmal: Er hat niemanden bedroht.« Der Slowake Lubos Michel, Technische­r Direktor von PAOK und ehemaliger FIFA-Schiedsric­hter, soll Medienberi­chten zufolge dem Referee dagegen ein »Du bist fertig« zugeraunt haben. Das gilt nun erst einmal für die gesamte Liga.

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Foto: AFP/Stringer Mit der Waffe im Halfter stürmt Ivan Savvidis, Besitzer von PAOK Saloniki, während des Spiels gegen AEK Athen den Platz.

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