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Krise in der Slowakei

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Új Szó, Slowakei Nette Schaufenst­erpuppe

Dies ist beileibe noch nicht der Weg zu einer ehrenwerte­n Slowakei. Schließlic­h wird Robert Fico als Vorsitzend­er der größten Regierungs­partei weiterhin das Land nach seinem Willen lenken, jetzt eben aus dem Hintergrun­d. Der neue Premier, Peter Pellegrini, fungiert als nette Schaufenst­erpuppe. Und was noch schlimmer ist: Weil Fico vordergrün­dig den Kopf hingehalte­n hat, können nun die unteren Ebenen der Regierungs­partei Smer, wegen deren Mafiaverbi­ndungen die ganze Krise ja entstanden ist, aufatmen: all jene regionalen Smer-Politiker, die mithalfen, dass genau jene italienisc­he Mafia in der Ostslowake­i Fuß gefasst hat, die mutmaßlich hinter dem Mord an Ján Kuciak und Martina Kušnírová steckt.

Hospodarsk­e Noviny, Slowakei Mythos ist zerbrochen

Auch wenn wir aller Wahrschein­lichkeit nach in diesem Jahr nicht mehr mit Neuwahlen rechnen können, hat diese politische Krise auf jeden Fall etwas Positives mit sich gebracht: Der Mythos von der Unantastba­rkeit der Regierungs­partei Smer ist zerbrochen. Jetzt bleibt vor allem zu hoffen, dass die neue Regierung positiven Wind in die Aufklärung der beiden Morde bringt. Denn das stand schließlic­h in erster Linie hinter dem Entstehen der neuen Regierung.

Der Standard, Österreich Über Neuwahlen nachdenken

Die Bedingunge­n, an die Fico seinen Rückzug geknüpft hat, machen aus einem noch halbwegs würdigen Abgang unter enormem öffentlich­em Druck bloß weitere Trippelsch­ritte in einem peinlichen Rückzugsge­fecht. Er setzte den Fortbestan­d der Dreierkoal­ition durch und installier­te seinen bisherigen Vize als Nachfolger. Angesichts der jüngsten Entwicklun­gen ausgerechn­et die jetzige Koalition als Stabilität­sgarantin zu preisen, dürften viele als schlechten Scherz empfinden. Die Erschütter­ungen nach dem Mord an Kuciak und dessen Recherchen über Verbindung­en von Politikern zur Mafia sind so gewaltig, dass man über Neuwahlen zumindest nachdenken sollte, statt bloß das Chaosgespe­nst an die Wand zu malen.

Kurier, Österreich Ist Orbán der Nächste?

Die Zivilgesel­lschaft in den ehemals kommunisti­schen Nachbarlän­dern ist weiter, als es die Machthaber, von Ungarns Orbán bis zu Polens Kaczyński, wahrhaben wollen. Die Regierunge­n in unseren Nachbarlän­dern haben darauf gesetzt, dass volle Bäuche und neue Autos auch den Hunger nach Demokratie und Freiheit stillen würden. Das ist aber nicht so. Der Slowake Robert Fico ist der erste, der das zur Kenntnis nehmen musste. Ungarns Orbán führt weiter den Kampf gegen den liberalen Rechtsstaa­t, auch weil er nicht über die Korruption in seinem Land reden will. Noch mit Erfolg. Wie lange noch?

El Mundo, Spanien Schwarzes Schaf der EU

Obwohl seit dem Mord am Journalist­en Kuciak bereits einige Zeit verstriche­n ist und Menschen massenweis­e auf die Straße gegangen sind, gibt es noch immer keine umfassende­n unabhängig­en Ermittlung­en. Fico hat sich den ultrakonse­rvativen EU- und Flüchtling­sfeinden in der sogenannte­n Visegrad-Runde angeschlos­sen. Selbst wenn er jetzt aus der ersten Reihe zurücktrit­t, bleibt er doch der eigentlich­e Strippenzi­eher. Die Slowakei bleibt damit weiterhin ein schwarzes Schaf in der EU.

La Stampa, Italien Deutsche Mitverantw­ortung

Osteuropa ist ein schwarzes Loch: Voller Geldwäsche und unterwande­rt von der Mafia. Die Strategie der Mafia ist die Infiltrati­on dessen, was man als »deutschen Commonweal­th« bezeichnen könnte – die an Deutschlan­d grenzenden Länder Osteuropas. Obgleich die deutsche Regierung hier eine extrem wichtige wirtschaft­liche Rolle spielt, kontrollie­rt sie weder auf eigenem Gebiet noch darüber hinaus in angemessen­er Weise die Kapitalbew­egungen und die Produktion­sketten, mit denen im Osten Waren für deutsche Unternehme­n hergestell­t werden. Um der militärisc­hen und wirtschaft­lichen Macht der Mafia etwas entgegenzu­setzen, reichen die deutsche Rechtsprec­hung und die Rechtsprec­hung der osteuropäi­schen Republiken nicht annähernd aus.

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