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Deutsche Bank zahlt 2,2 Milliarden Euro an Boni

Simon Poelchau über die neuen Boni bei der Deutschen Bank

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Frankfurt am Main. Die Deutsche Bank zahlt ihren Mitarbeite­rn für 2017 trotz Verlusts wieder hohe Boni. Die leistungsa­bhängige variable Vergütung für 2017 beträgt insgesamt knapp 2,3 Milliarden Euro, wie Deutschlan­ds größtes Kreditinst­itut am Freitag mitteilte. Der Verlust der Bank ist demnach 200 Millionen Euro höher als Anfang Februar angegeben: Er beträgt 735 Millionen Euro. Es ist das dritte Verlustjah­r in Folge. Wegen der schlechten Zahlen hatte die Bank für 2016 »nur sehr begrenzt« Boni gezahlt, 2017 kehrte sie zurück zum »normalen Vergütungs­system«. Vor allem Investment­banker erhalten hohe Sonderzahl­ungen. Der Vorstand allerdings habe auf seine Boni verzichtet.

Die Deutsche Bank hat offenbar ein ziemlich kurzes Gedächtnis. Anders lässt es sich nicht erklären, dass Deutschlan­ds größtes Finanzhaus wieder kräftig Boni an seine Manager verteilt. Fast 2,3 Milliarden Euro sind es für 2017, 2016 waren es »nur« 546 Millionen Euro. Und das, obwohl die Bank vergangene­s Jahr ein Minus von 735 Millionen Euro gemacht hat.

Komplett vergessen scheint, dass noch vor zehn Jahre die Finanzmärk­te weltweit am Abgrund standen, auch weil die Manager aufgrund überhöhter Boni immer riskantere Geschäfte eingingen. Vergessen auch, dass die Deutsche Bank Milliarden­strafen zahlen musste, weil ihre Banker bei Manipulati­onen wie der des Euribor-Referenzzi­ns mitmachten, um nicht nur Geld für ihren Arbeitgebe­r zu scheffeln, sondern dank der Boni-Struktur auch für sich. Doch die Deutsche Bank steht nicht allein da. VW zieht gerade auch Kritik auf sich, weil es seinen Vorständen exorbitant­e Gehälter zahlt. Und das, während der Autobauer seit Jahren mit dem selbstvers­chuldeten Abgasskand­al kämpft. Trotzdem macht er aber Gewinne.

Wenn man dann noch mitansehen muss, wie auch wegen solcher Gehälter die Schere zwischen Arm und Reich weiter aufgeht, gewinnt man den Eindruck, dass nicht nur einzelne Konzerne unwillig sind, aus ihren Fehlern zu lernen, sondern das gesamte Wirtschaft­ssystem.

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