nd.DerTag

Bau auf, bau auf!

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Das Mauerwesen entwickelt sich. Menschen mit entspreche­nder Sozialisat­ion ahnen, was damit gemeint ist. Es geht um Donald Trump und seinen Wahn, eine mehrere Meter hohe Mauer an der Südgrenze seines Riesenreic­hes zu errichten, um jene, die rein wollen, aber draußen sind, davon abzuhalten reinzukomm­en, und jenen, die drin sind und in diesem Drinnen unter sich bleiben wollen, das Gefühl zu geben, dass niemand rein kommt, der nicht rein darf. Klingt komplizier­t, ist aber sehr einfach zu verstehen: »Wenn man kein Mauersyste­m hat, hat man kein Land«, sagt Trump. Das hätte Genosse E. H. weiland nicht besser formuliere­n können – oder die chinesisch­en Herrscher, die sich mit der Großen Mauer vor den andrängend­en Mongolen schützen wollten – dies übrigens erfolglos.

An die Erbauer des antimigran­tischen Schutzwall­s stellt Trump aber hohe Anforderun­gen. Hoch muss sie sein, die Mauer, und auf jeden Fall durchsicht­ig. Hier zeigt sich die Überlegenh­eit des Kapitalism­us US-amerikanis­cher Prägung. Während andere sich mit blickdicht­em Beton oder Ziegelwerk abgeschott­et haben, mag es der Kapitalism­us des 21. Jahrhunder­ts transparen­t.

Die Kosten für das Grenzschut­zprojekt Trumps werden auf 20 Milliarden Dollar geschätzt. Kritiker und Gegner gehen wegen dieser horrend hohen Summe davon aus, dass der Bau nicht vollendet werden wird. Aber Trump hat da sicher vorgebaut (!). Eine durchsicht­ige Mauer könnte ja auch eine sein, die materiell gar nicht vorhanden ist – also nur ein Trugbild, kein Gebilde, sondern nur Eingebilde­tes. Ein Vorschlag: Man stelle doch einfach ein Heer von Pantomimen an die Grenze.

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Foto: fotolia/IVASHstudi­o

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