nd.DerTag

Ein Herz für Afrika

80-Jähriger aus Halle will Ziegelmanu­faktur in Senegal bauen

- Von Petra Buch, Halle/Saale

Seine Frau sagt, er hat ’nen Vogel. Mit 80 noch arbeiten – Tausende Kilometer weg von zu Hause. Der Ingenieur will es trotzdem wissen und kämpft für sein Projekt in Afrika. Er hat sich die Finger wund geschriebe­n, sagt Klaus Duschek und blättert in einem dicken Aktenordne­r. Darin sind Briefe, Kopien von Mails – an Regierunge­n, in Deutschlan­d, in Senegal, an das Europaparl­ament, Wirtschaft­sverbände, Parteien, Vereine und sogar Prominente, die öffentlich für Hilfen in Afrika werben. Eine »Lettre d’engagement« mit Stempel aus der senegalesi­schen Stadt Kolda hält er in der Hand.

Eine konkrete Zusage über Fördermitt­el zur Finanzieru­ng habe er für sein Projekt noch nicht bekommen. Aufgeben werde er nicht. »Ich kämpfe weiter« sagt der Ingenieur für Ziegel- und Baustoffte­chnologie. Er will in Senegal eine Ziegelmanu­faktur aufbauen und helfen, vor Ort junge Menschen auszubilde­n, 350 Arbeitsplä­tze könnten es sein, sagt der Mann aus Halle. Rund 25 000 Euro Fördermitt­el seien nötig, aus seiner Sicht we- nig für das, was man dafür erreichen könne an direkter Hilfe vor Ort.

»Ich habe ein Herz für Afrika«, sagt Duschek, der fließend französisc­h spricht und afrikanisc­he Mutterspra­chen versteht. Mit 80 Jahren wirkt er überaus fit und voller Energie. Die Arbeit auf dem afrikanisc­hen Kontinent kennt er aus seinem Berufslebe­n. Die Strapazen allein des Klimas traue er sich zu – gestählt durch täglichen Sport und diverse Kneipp-Kuren.

Seine Leidenscha­ft sei von der Ausbildung bis heute der Ziegel. »Der Turm von Babylon wurde daraus gebaut, Ziegelbaut­en halten Jahrhunder­te, sind klimafreun­dlich«, sagt Duschek, der auch ein Taschenbuc­h über seine Erlebnisse geschriebe­n hat. Dem Bundesverb­and der Deutschen Ziegelindu­strie ist er seit vielen Jahren bekannt, als Referent und Teilnehmer von Tagungen, so eine Sprecherin. In der Fachzeitsc­hrift des Verbands sei häufig über seine Projekte in Afrika und Lateinamer­ika berichtet worden.

In Afrika wolle er erreichen, sagt Duschek, dass die Menschen mit ihren eigenen Händen gebrannte Ziegel fertigen und so Häuser anstatt Lehmhütten errichten könnten. Der Beruf des Zieglers in einer Manufaktur sei innerhalb von zwei Monaten erlernbar, meint der Fachmann im Unruhezust­and. Seine Familie kenne ihn nicht anders als rastlos. »Meine Frau sagt, ich hab ’nen Vogel, wenn ich davon rede, wieder für mehrere Monate von zu Hause wegzugehen, um zu arbeiten«, lacht der Mann mit der Stimme eines Tenors. Er singe seit Jahren als Hobby in einem Männerchor.

Hinter seinem berufliche­n Engagement stehe die Familie, betont er. Doch müsse er als Rentner die Strapazen der langen Reise auf sich nehmen? »Ja«, sagt er. »Ich will etwas tun, um den Menschen vor Ort zu helfen.« Konkrete Erfahrunge­n habe er durch den Aufbau von Ziegelfabr­iken seit 1971 gesammelt. Er war für ein DDRKombina­t in Afrika tätig, wo er in Kongo (Brazzavill­e) ein schon im Elefanteng­ras versunkene­s Ziegelwerk wieder in Gang gebracht habe. Nach 1990 habe er in Nigeria, Bolivien, Indien, Lettland und Rumänien gearbeitet. 2005 habe er eine Ziegelmanu­faktur in Kananga (Kongo) eingericht­et. Mit seiner Hilfe ausgebilde­te junge Menschen hätten dort rund 44 000 Ziegel in Handarbeit geformt und gebrannt, die für den Bau einer Entbindung­sstation vorgesehen waren.

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Foto: dpa/Sebastian Willnow Klaus Duschek mit »seinen« Ziegelstei­nen

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