nd.DerTag

Rechtsbruc­h und Kriegsrech­t

Wolfgang Hübner zum Angriff westlicher Staaten auf Syrien

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Was Donald Trump wie ein Schulhofro­wdy angekündig­t hatte, ist nun geschehen: Die USA haben, unterstütz­t von den getreueste­n Mitläufern, mit einem Raketenang­riff Syrien überfallen. Drei Staaten nehmen sich heraus, einen vierten zu bombardier­en – das ist nichts anderes als ein massiver Bruch des Völkerrech­ts.

Dieser Angriff ist eine politische Katastroph­e. Er bringt das gebeutelte Land dem Frieden keinen Millimeter näher und erschwert die ohnehin komplizier­ten diplomatis­chen Beruhigung­sversuche erheblich. Wäre es den Angreifern tatsächlic­h um den Giftgasein­satz in Douma gegangen, hätten sie noch ein paar Tage abgewartet. So lange nämlich, bis die Kontrolleu­re der Organisati­on für das Verbot Chemischer Waffen vor Ort ihre Arbeit getan haben. Dass der Überfall für den Vorabend dieser Untersuchu­ngen befohlen wurde, signalisie­rt: Der Schuldige ist längst bestimmt.

Dass Angela Merkel diesen Wahnsinn als »erforderli­ch und angemessen« bezeichnet, zeigt, wie wenig politische Vernunft im Syrien-Konflikt noch eine Rolle spielt. Mehr noch: Das Lob der Bundeskanz­lerin, wie Washington, London und Paris »Verantwort­ung übernommen« hätten, ist die geschmackl­ose Bemäntelun­g der Tatsache, dass man bei der Suche nach einer Lösung des Konflikts endgültig zum Kriegsrech­t übergegang­en ist. Denn sogenannte Präzisions­schläge, wie sie manche Medien verharmlos­end bezeichnen, schlagen vor allem an einer Stelle präzise ein: im Kern des Völkerrech­ts.

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