nd.DerTag

Auf dem Weg zum autoritäre­n Staat

Sebastian Bähr über die Pläne zum neuen Polizeimus­tergesetz

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Handgranat­en, geheimdien­stliche Befugnisse, präventive Ermittlung­en, noch bevor eine Straftat begangen wurde. In Windeseile peitscht die CSU in Bayern das laut Experten härteste Polizeiges­etz seit 1945 durch den Landtag. Damit nicht genug: Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) will die Novelle nun auch noch zur Grundlage für alle Länder machen. Ein geplantes Musterpoli­zeigesetz soll sich an dem Münchener Entwurf orientiere­n.

Datenschüt­zer, Bürgerrech­tler und Demokraten sind in Bayern zurecht erbost – jedoch auch bundesweit muss jetzt schleunigs­t gegen die Pläne intervenie­rt werden. Es droht der Aufbau einer paramilitä­rischen Truppe, die nicht mehr von Geheimdien­sten getrennt und kaum noch kontrollie­rbar ist. Willkür und grenzenlos­er Überwachun­g wären Tür und Tor geöffnet. Bereits jetzt ist überzogene Polizeigew­alt in Deutschlan­d so gut wie straffrei. Bezüglich der G20-Proteste gibt es 138 Verfahren gegen Polizisten, die meisten wegen Körperverl­etzung – bis heute aber keine einzige Anklage.

Bevölkerun­g und Politik müssen eine offene Diskussion führen, wie in heutigen Zeiten Sicherheit und Freiheit in Einklang gebracht werden können. Im Schnelldur­chlauf den Weg zum autoritäre­n Staat zu beschreite­n, bringt weder das eine, noch das andere. Und ist die Unterdrück­ung erst einmal da, geht sie bekannterm­aßen so schnell nicht mehr zurück.

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