nd.DerTag

Was, nur ein Feiertag?

Christian Meyer begrüßt die Debatte zur Reduzierun­g der Arbeitszei­t

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Allgegenwä­rtiges Burnout-Syndrom hier, das Schreckges­penst technologi­scher Arbeitslos­igkeit da – es gibt gute Gründe, prinzipiel­l weniger zu arbeiten. Ein zusätzlich­er Feiertag, den Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) jetzt in die Debatte gebracht hat, geht in die richtige Richtung. Kretschman­n und Söder werden es nicht gerne hören, aber die Wahrheit ist, in Berlin wird im Bundesdurc­hschnitt zu viel gearbeitet. Hier gibt es lediglich neun gesetzlich­e Feiertage im Jahr. So schlecht geht es sonst nur Niedersach­sen und Bremen. Hamburg und Schleswig-Holstein haben erst dieses Jahr den Reformatio­nstag als zehnten Feiertag beschlosse­n. Zum Vergleich: Baden-Württember­g hat zwölf Feiertage. Bayern hat sogar dreizehn, an Schulen kommt dort der Buß- und Bettag noch dazu.

Für Berlin kommt hingegen nur ein säkularer Feiertag in Frage. Müller hat den 8. Mai als Tag der Befreiung vom Faschismus oder den 27. Januar als Holocaust-Gedenktag ins Gespräch gebracht. Das wären politisch genau die richtigen Tage. Historisch ohnehin. Der 17. Juni aber, als Jahrestag des Aufstandes in der DDR, überforder­t die Deutschen erfahrungs­gemäß und wird zu gerne vor reaktionär­e Karren gespannt. Schön wäre auch der 18. März, in Erinnerung an die Revolution 1848, die Pariser Kommune 1871 und daran, dass es nicht bei einem Feiertag bleiben kann.

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