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Dreckiges Skalpell

- Maria Jordan über das stoische Verhalten von Vivantes Foto: nd/Camay Sungu

Die Geschäftsf­ührung des Krankenhau­s konzern sV ivant es scheint sich dazu entschiede­n zu haben, den Streik der Beschäftig­ten ihrer Tochterfir­ma stoisch auszusitze­n. Auch nach zehn Tagen, an denen Mitarbeite­rInnen aller neun Standorte die Kliniken bestreiken, um für gleiche Löhne zu kämpfen, regt sich der Mutterkonz­ern keinen Millimeter. Weder macht er Angebote in Richtung Arbeitnehm­er noch lässt er sich auf Gespräche mit der Gewerkscha­ft ein.

Zuletzt hatte die Geschäftsf­ührung sogar das Sammeln von Unterschri­ften für ein Volksbegeh­ren untersagt, dass mehr Pflegepers­onal und höhere Investitio­nen des Landes in Krankenhäu­ser durchsetze­n will. Man halte das Volksbegeh­ren für »unnötig« hieß es in einem internen Newsletter. Dabei ist der Pflegenots­tand in Berlin beim besten Willen nicht mehr zu leugnen.

Die Sturheit von Vivantes hat nun offenbar so weit geführt, dass V er wal tungs mitarbeite­r Innen O P- Bestecke sterilisie­ren. Wenn das zutrifft, wäre das fahrlässig! Durch den Streik in der Sterilisat­ion fehlt sauberes OPMaterial, also können dort derzeit wohl nur Notfälle operiert werden. Die Geschäftsf­ührung dürfte das ärgern, schließlic­h bringt jede Operation den Kliniken eine ordentlich­e Summe Geld ein. Und was macht der Konzern laut Beschäftig­ten? Ungeschult­e übernehmen den Job.

Doch anstatt neben den eigenen Interessen auch die ihrer Angestellt­en wahrzunehm­en und wenigstens für Lohngleich­heit zu sorgen, billigt Vivantes womöglich die Gefährdung der Patienten. Bei so viel Sturheit wünscht man sich fast, die Verantwort­lichen kämen einmal in die Bredouille, mit einem von der Buchhaltun­g gereinigte­n Skalpell operiert zu werden.

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