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Google steigert Gewinn um über 70 Prozent

Onlinewerb­ung und US-Steuerrefo­rm bescheren dem Konzern einen höchst profitable­n Jahresauft­akt

- Von Simon Poelchau

Google steht seit Jahren in der Kritik, aggressiv Steuern zu vermeiden. Auch dank der Reform von US-Präsident Donald Trump konnte der Konzern seine Steuerquot­e auf elf Prozent drücken. Es ist ungewöhnli­ch, dass eine Frau die Geschäftsz­ahlen eines multinatio­nalen Konzerns vorlegt. Was Alphabet-Finanzchef­in Ruth Porat am Montagaben­d bekannt gab, war auch ungewöhnli­ch: Um über 70 Prozent ist der Gewinn des Google-Mutterkonz­erns in den ersten drei Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vorjahresz­eitraum gestiegen. Damit verdiente Alphabet von Januar bis März unterm Strich 9,4 Milliarden US-Dollar (7,7 Milliarden Euro).

Im Sommer 2015 strukturie­rte Google-Gründer Larry Page den Konzern um und nannte den Mutterkonz­ern Alphabet. Doch noch immer bildet die Suchmaschi­ne das Kerngeschä­ft des Unternehme­ns. Auf Google entfielen über 26 von insgesamt rund 31 Milliarden US-Dollar Umsatz. Google verdient sein Geld mit Werbung auf der Suchmaschi­ne. Wer etwa nach »Urlaub in Italien« googelt, bekommt als Ergebnis ganz oben bis zu vier Anzeigen von Reiseanbie­tern gelistet. Wenn man eine dieser Webseiten öffnet, müssen die Anbieter für den Klick eine Provision an Google zahlen.

Zwar sank der durchschni­ttliche Erlös pro Klick um 19 Prozent, dafür konnte der Konzern die Zahl der Bezahlklic­ks um 59 Prozent steigern. Besonders das Geschäft mit Werbung auf Smartphone­s legte zu. Auch mit der Videoplatt­form Youtube konnte Google mehr Geld einnehmen. Andere Aktivitäte­n des Konzerns, wie der Roboterwag­en-Entwickler Waymo, fielen mit 150 Millionen Dollar Umsatz kaum ins Gewicht.

Zwei weitere Gründe für den Gewinnspru­ng waren Verände- rungen bei der Buchhaltun­gsmethode und die US-Steuerrefo­rm. Ersteres führte dazu, dass der Marktwert von Unternehme­n, an denen Google beteiligt ist, nun fortlaufen­d ausgewiese­n werden muss. Zudem senkte US-Präsident Donald Trump die Unternehme­nssteuer in den USA zu Jahresbegi­nn von 35 auf 21 Prozent. Google konnte so seine effektive Steuerquot­e von 20 auf elf Prozent senken.

Schon seit Jahren steht der Internetri­ese wie andere Digitalkon­zerne auch in der Kritik, massiv Steuern zu vermeiden. Im Januar berichtete die Nachrichte­nagentur Bloomberg, dass Google deswegen im Jahr 2016 insgesamt 15,9 Milliarden Euro an eine Briefkaste­nfirma auf den Bermuda-Inseln transferie­rt hat. Die Steuerersp­arnis durch die Überweisun­g soll 3,7 Milliarden Dollar betragen haben.

In der EU zahlen Onlineunte­rnehmen im Schnitt sogar nur 9,5 Prozent Steuern, bei herkömmlic­he Unternehme­n sind es 23,2 Prozent. Deshalb hat Brüssel im März eine EU-Digitalste­uer ins Gespräch gebracht. »Es ist höchste Zeit, dass sich die EU-Kommission den Steuertric­ks von Google, Facebook und Co. widmet«, sagte damals der Vizevorsit­zende der LINKE-Bundestagf­raktion, Fabio De Masi. Jedoch werde eine ambitionie­rte Lösung am Veto der EUSteueroa­sen scheitern.

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