nd.DerTag

Politische Korrekthei­t

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Anfang der 90er Jahre wurde der Begriff »political correctnes­s« (PC – politische Korrekthei­t) einer größeren Öffentlich­keit durch Artikel in der »Zeit« bekannt, die über die US-amerikanis­che PC-Debatte und ihre Auswirkung­en informiert­en. Bald wurde PC von Kulturlink­en wie dem Satiriker Wiglaf Droste verwendet, um eine verspießer­te humorfreie Linke zu kritisiere­n. Doch nachdem die Rechten den Begriff gekapert hatten, traute sich in der Linken höchstens noch ein Monchi von Feine Sahne Fischfilet, politisch inkorrekt zu sprechen. Zumindest bei ihm weiß jeder, dass er nichts mit »PI-News« zu schaffen hat – der rechten Onlineplat­tform, die schon im Namen bekennt, politisch inkorrekt zu berichten. PC ist mittlerwei­le ein Begriff, der die zerstritte­ne Rechte eint. Sie verbindet damit einen Kampf gegen politische Werte von Linken, Grünen, Ökologen und Feministen. Als vor mehr als einem Jahrzehnt die rechte Wochenzeit­ung »Junge Freiheit« ihre »PCNein-Danke«-Aufkleber verteilte, dachten manche noch, hier gehe es gegen Personal Computer. Doch eine Linke, die aus guten Gründen nicht in die Anti-PC-Debatte einstimmen mag, sollte sich immer daran erinnern, dass das »Politische Korrekthei­ts«-Verständni­s des linksliber­alen Milieus an den kapitalist­ischen Ausbeutung­sverhältni­ssen in der Regel nichts auszusetze­n hat. Es kann deshalb kein Ersatz für antikapita­listische Politik sein.

 ??  ?? Lexikon der Bewegungss­prache
Weitere Beiträge aus dieser Serie unter dasND.de/apo
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