Gravierende Schwachstellen
Sicherheitslücken bei E-Mail-Verschlüsselung
Löwen. IT-Forscher haben fundamentale Sicherheitslücken in den beiden gängigen Verschlüsselungsverfahren für E-Mails gefunden, durch die Angreifer unter Umständen Zugriff auf geheime Nachrichten bekommen könnten. Allerdings müssen für eine erfolgreiche Attacke mehrere Voraussetzungen erfüllt werden. Außerdem kann man die Gefahr durch richtige Einstellungen reduzieren. »Sie sind nur betroffen, wenn ein Angreifer bereits Zugriff auf ihre EMails hat«, schränkten die Experten zudem ein.
Durch die Schwachstelle können mit den Standards OpenPGP und S/MIME verschlüsselte EMails auf zwei verschiedenen Wegen so manipuliert werden, dass Angreifer den Klartext erhalten, berichteten Sicherheitsforscher der Fachhochschule Münster, der Ruhr-Universität Bochum sowie der belgischen Universität Leuven am Montag. Im schwerwiegenderen der beiden Angriffsszenarien erlaubten Apple Mail, der E-MailClient des iPhone-Systems iOS und das Programm Mozilla Thunderbird das direkte Herausziehen der Nachrichten, das einfacher umzusetzen sei.
Insgesamt seien für die Attacken 25 von 35 getesteten E-MailProgrammen bei S/MIME anfällig und 10 von 28 geprüften E-MailClients, die OpenPGP entschlüsseln können, hieß es. S/MIME wird vor allem im Unternehmensumfeld verwendet, während OpenPGP meist Privatanwender sowie Journalisten und Aktivisten nutzen.
Herkömmliche, nicht verschlüsselte E-Mails sind von der Lücke ohnehin nicht betroffen. Sie können ohnehin ähnlich wie eine Postkarte offen eingesehen werden. Die Verschlüsselung mit OpenPGP oder S/MIME galt bislang als relativ sicher, wenn man die Verfahren richtig anwendet.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) wies am Montag darauf hin, dass für die »EFail«-Attacke der Zugriff auf den Transportweg, den Mailserver oder das E-Mail-Postfach des Empfängers notwendig sei. Zudem müsse beim Empfänger dafür die Ausführung von HTMLCode und das Nachladen externer Inhalte im E-Mail-Programm erlaubt sein. Die beiden Standards zur E-Mail-Verschlüsselung können nach Einschätzung des BSI daher »weiterhin sicher eingesetzt werden, wenn sie korrekt implementiert und sicher konfiguriert werden«.
Die Forscher selbst empfahlen, die E-Mails nicht mehr in dem EMail-Programm selbst zu entschlüsseln, sondern eine andere Software dazu zu verwenden. Mittelfristig müssten aber SoftwareUpdates für die Lücken veröffentlicht und auf lange Sicht auch die Verschlüsselungstandards selbst weiterentwickelt werden. Die Experten hatten bereits seit dem Herbst mit Unternehmen und Behörden daran gearbeitet, die Lücken zu schließen.