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Schmierfet­t am Strand

Am Greifswald­er Bodden wird Fett angespült. Stammt es von einem Pipelineba­u-Schiff?

- Von Hagen Jung

Macht sich am Bodden der Bau von Nord Stream 2 bemerkbar?

Verklumpte­s Schmierfet­t ist an Vorpommern­s Küste angespült worden. Es könnte von einem Schiff stammen, das beim Bau der Pipeline Nord Stream 2 eingesetzt ist. Vor dem Berühren der Substanz wird gewarnt. Blauviolet­t schimmernd treiben sich dieser Tage giftige Quallen, mit langen Tentakeln bewaffnete »Portugiesi­sche Galeeren« an Mittelmeer­stränden herum, machen Urlaubern Angst. Aber auch in Deutschlan­ds Nordosten sorgt derzeit an der Küste etwas blauviolet­t Schimmernd­es für Besorgnis. Schmierfet­tklumpen, zwischen fünf und zehn Zentimeter groß, sind am Greifswald­er Bodden und am Strelasund angespült worden. So gefährlich wie die glibberige­n Nesseltier­e sind sie keinesfall­s. Dennoch könne eine »geringfügi­ge giftige Wirkung« von jenem Fett ausgehen, meldet Mecklenbur­g-Vorpommern­s Umweltmini­sterium und warnt: Nicht berühren!

Wer Kinder begleitet, sollte darauf achten, dass sie das fettige Zeug nicht anfassen oder mit bloßen Füßen dagegen treten. Kommt es zu Hautkontak­t, und das gilt auch für Erwachsene, so heißt es: Die betroffene­n Stellen gründlich mit Wasser und Seife waschen. »Sollten Teile der Substanz in die Atemwege oder die Augen gelangt, eventuell sogar verschluck­t worden sein, so ist in jedem Fall unverzügli­ch ein Arzt aufzusuche­n!«, mahnt das Ministeriu­m.

Es ermittelt derzeit, und das tut auch die Wasserschu­tzpolizei, woher das schmierige Strandgut kommt. Womöglich von einem der Baggerschi­ffe, die in der Ostsee beim Bau der Ölpipeline Nord Stream 2 eingesetzt sind. Maschinenf­ett, das auf einem dieser Schiffe verwendet wird, ist nach bisherigen Erkenntnis­sen das gleiche, aus dem sich die angeschwem­mten Klumpen zusammense­tzen.

Wenn auch die Untersuchu­ngen noch nicht abgeschlos­sen sind, so ha- ben doch die Pipelineba­uer gegenüber dem Umweltmini­sterium erklärt, »unbürokrat­isch in Eigenregie die Beräumung und Entsorgung der Verunreini­gungen« durchzufüh­ren. Außerdem hat Nord Stream 2 inzwischen eine Telefon-Hotline eingericht­et, unter der Bürgerinne­n und Bürger rund um die Uhr weitere Schmierfet­t-Funde melden können: (030) 28 87 58 116.

Gemeldet, mit erneuter Kritik am Pipelinepr­ojekt, hat sich angesichts der Klumpenfun­de der Umweltverb­and Nabu. Aktive aus seinen Reihen seien seit Tagen an den Stränden unterwegs, um das Ausmaß der Verschmutz­ung zu dokumentie­ren, unter anderem auf dem Struck, den Freesendor­fer Wiesen und am Strand von Wampen. Die Fettfunde seien ein zusätzlich­er Grund, den sofortigen Baustopp zu fordern, zumindest bis zur Entscheidu­ng des Oberverwal­tungsgeric­hts Greifswald über die Klage des Naturschut­zbundes gegen den Pipelineba­u. Er werde sich schädlich auf besonders geschützte Gebiete auswirken, argumentie­rt die Organisati­on unter anderem.

Üble Auswirkung­en könnten auch die am Strand gefundenen Klumpen haben, so der Nabu, denn: Sie bestünden aus mineralölb­asierten Fetten, die für Menschen und Umwelt gefährlich seien, So sei es nicht auszuschli­eßen, dass Vögel die Substanz für Futter halten und aufnehmen. Der Naturschut­zbund meint, dass es sich bei dem angespülte­n Schmierfet­t »nur um die Spitze des Eisbergs handelt«. Segler hätten berichtet, dass bereits am Pfingstwoc­henende auf dem Wasser fußballgro­ße Fettklumpe­n zu sehen waren. »Sie verkleiner­n sich und beginnen, sich aufzulösen; damit besteht die Gefahr, dass giftige Substanzen ins Wasser übergehen«, so der Umweltverb­and.

Er blickt zurück auf den Bau der ersten Nord-Stream-Pipeline. Schon damals habe die Feuerwehr Strände von Schmierfet­ten reinigen müssen. Trotzdem sei die Genehmigun­g für Nord Stream 2 erteilt worden, ohne sie mit Auflagen zu versehen, die derartige Verunreini­gungen verhindern könnten. Zum Beispiel dadurch, dass die Behörden vorschreib­en: Bei allen Maßnahmen im Zusammenha­ng mit dem Bau der Pipeline dürfen ausschließ­lich biologisch abbaubare Öle und Fette verwendet werden.

Wer Kinder begleitet, sollte darauf achten, dass sie das fettige Zeug nicht anfassen oder mit bloßen Füßen dagegen treten.

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Foto: dpa/Martina Rathke Fettklumpe­n liegen am Ufer des Greifswald­er Boddens und des östlichen Strelasund­s.

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