nd.DerTag

Einspruch!

Zu »In Eleganz verbunden«, 26./27.5., S. 24; online: dasND.de/1089190

- Susanne Maree, per E-Mail

Ich bereite seit über 30 Jahren junge Menschen auf ein Studium in Deutschlan­d vor. Ich konnte bisher nicht erkennen, dass die Verbundsch­rift Voraussetz­ung für einen erfolgreic­hen Abschluss der Kurse ist.

Keine Frage, dass die von Renate Tost entwickelt­e Schrift eine sehr ästhetisch­e ist. Keine Frage, dass Kinder beim Erlernen der Schrift nicht allein gelassen werden dürfen. Keine Frage, dass Gehirn und Hand eng zusammenge­hen. Jedoch ist die Äußerung hinsichtli­ch des Zusammenha­ngs zwischen Erwerb der Schriftspr­ache und dem Sprachenle­rnen zu kurz gegriffen, ausschließ­lich auf Verbundsch­riften gerichtet. Es wird komplett igno- riert, dass es immer noch schriftlos­e Kulturen gibt, es wird komplett ignoriert, dass sehr unterschie­dliche Schriften existieren: Die Menschen schreiben von rechts nach links, von links nach rechts, von oben nach unten. Wir haben Verbundsch­riften, wie die lateinisch­e und die kyrillisch­e, aber eben auch Schriften, in denen die Zeichen nicht verbunden werden, wie die koreanisch­en. Wie sieht es aus mit der ganz besonderen chinesisch­en Schrift? Möchten die RetterInne­n der Verbundsch­rift unterstell­en, dass die Angehörige­n dieser Kulturen in ihren kognitiven Fähigkeite­n eingeschrä­nkt sind, deren Feinmotori­k nicht ausreichen­d entwickelt ist? Sie mögen es denn einmal mit dem Erlernen der chinesisch­en Schrift versuchen.

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