Tempel kandidiert als Parteimanager der LINKEN
Ehemaliger Abgeordneter tritt auf Parteitag gegen Jörg Schindler an
Berlin. Beim Bundesparteitag der LINKEN am Wochenende in Leipzig wird es zwei Bewerber für den Posten des Bundesgeschäftsführers geben. Der frühere Bundestagsabgeordnete Frank Tempel will überraschend antreten – als Gegenkandidat zum Wunschkandidaten der Parteispitze, Jörg Schindler. Er halte die vorgeschlagene Besetzung nicht für adäquat, sagte Tempel der dpa. »Ich hatte mehr erwartet von dem Personaltableau für den Vorstand. Ich fände es gut, wenn es mehr Durchmischung gäbe und dort nicht nur Vertraute der Parteivorsitzenden vertreten sind.«
Der frühere Polizeibeamte Tempel saß bis 2017 im Bundestag. Schindler sei ein Wunschkandidat der Parteispitze und ein Vertrauter von LINKE-Chefin Katja Kipping, sagte der Innenpolitiker. »Die Gegensätzlichkeiten zwischen Partei- und Fraktionsspitze werden dadurch weiter zementiert.« Das permanente interne Gestreite müsse aber aufhören.
Die Nachrichtenagentur dpa schreibt von einer »Kampfkandidatur«, er selbst spricht gegenüber dieser Zeitung jedoch von einem »weiteren Angebot«: Frank Tempel, von 2009 bis 2017 Mitglied des Bundestages, will auf dem Leipziger Parteitag der LINKEN am kommenden Wochenende Bundesgeschäftsführer werden – und damit dem ehemaligen Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolf nachfolgen, der das Amt zurzeit kommissarisch ausübt. Angesichts des Machkampfes, der aktuell zwischen Parteispitze und Fraktionsführung tobt, ein Sprung in die Schlangengrube.
Wenn es nach dem Willen von Parteichefin Katja Kipping ginge, würde Jörg Schindler aus Sachsen-Anhalt zum neuen Bundesgeschäftsführer gewählt werden – bundespolitisch ein eher unbeschriebenes Blatt. Da hat Tempel jedoch etwas dagegen. Es fehle ein »ausgleichender Pol« in einem Spitzenamt, erklärt der verheiratete Vater von drei Kindern auf Anfrage. Zu viel werde nach seiner Auffassung in seiner Partei gestritten, Inhalte zu sehr personalisiert. Durch sein Zutun soll sich das ändern, so Tempel, der früher als Kriminalpolizist im gehobenen Dienst tätig war. Ab 2010 war er drogenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion – und hat sich in dieser Funktion für die Legalisierung von Cannabis starkgemacht.
Ob er ein Anhänger des Flügels um die Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht ist, ließ Tempel im Gespräch mit »nd« nicht durchblicken. Vielmehr waren Sympathien für Dietmar Bartsch zu vernehmen – und für Matthias Höhn, der vor Wolf Bundesgeschäftsführer war. Beide werden in der Linkspartei dem Realo-Flügel zugeordnet. Tempel selbst ist Mitglied in dem Realo-Netzwerk »Forum Demokratischer Sozialismus«. Auf Unterstützung aus dem Wagenknecht-Lager kann er damit wohl nicht rechnen. Oder vielleicht doch?
Seine Kandidatur sei übrigens »kein Affront gegen die Parteispitze«, unterstreicht Tempel, der im Altenburger Land lebt. Das werden einige Genossen bestimmt anders sehen.