nd.DerTag

Anker statt Ahnung

- Markus Drescher über Verspreche­n, Realitäten und fehlende Ehrlichkei­t

Ab Mittwoch ist Innenminis­terkonfere­nz. Auch zu erkennen am emsigen Umherschwi­rren diverser Forderunge­n und Ankündigun­gen im Vorfeld, was nicht alles verschärft werden muss. Zum Beispiel AnKER-Zentren und Abschiebun­gen. Hier hat sich das »Mehr, mehr, mehr!« zwar als innenpolit­isches Mantra etabliert. Doch der nach rechts gerückten Stimmung im Land nach dem Mund zu reden, ist noch lange keine effektive Politik und Mantras heben Realitäten eben nicht auf – egal, wie lange man sie wiederholt. Noch weniger löst sich dadurch das Grundgeset­z auf.

So wird auch nach dieser Innenminis­terkonfere­nz kein einziger Schritt in Richtung Problemlös­ung gegangen sein. Denn dafür wären Ehrlichkei­t, Ahnung und ein letzter Rest Anstand gegenüber der Bevölkerun­g notwendig. Ehrlich müsste gesagt werden, dass ohne faire(!) Abkommen mit Herkunftsl­ändern gar nichts passieren wird. Dass die so oft an Flüchtling­e gerichtete Aufforderu­ng, sich an Recht und Gesetz zu halten, auch für deutsche Innenminis­ter gilt und dementspre­chend Wunsch und Wirklichke­it nicht das Gleiche sind. Dass die letzten Jahre mit innenpolit­ischer Kraftmeier­ei verschwend­et wurden, anstatt Fluchtursa­chen zu bekämpfen, eine effektive Asylverwal­tung zu gewährleis­ten oder auch nur ansatzweis­e an einer grundgeset­zkonformen Gesamtstra­tegie zu arbeiten, bei der zur Abwechslun­g auch Menschen mit Ahnung involviert sind. Stattdesse­n haben wir nun Horst Seehofer, der am Anker festhängt.

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