nd.DerTag

Rentenfrag­e statt Minaretthe­tze

Robert D. Meyer sieht die Sozialpoli­tik als mögliche Bruchstell­e der AfD

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Noch im Bundestags­wahlkampf fragte niemand ernsthaft nach, wie die sozialpoli­tischen Vorstellun­gen der AfD aussehen: Welch Glück für die Partei! Viel zu bieten hat ihr Programm dazu bisher nicht und da, wo sich die Rechten festlegen, machen sie der FDP unter dem Stichwort »soziale Kälte« problemlos Konkurrenz. Klar, einer noch jungen Partei wie der AfD konnte man zunächst nachsehen, dass sie noch nicht in allen gesellscha­ftlich relevanten Fragen exakt ausformuli­erte Antworten bietet.

Kaschiert hat sie diese Lücke bisher geschickt. Wenn sich die Öffentlich­keit einmal zuletzt nicht über Flüchtling­e das Maul zerriss, mussten Gauland oder Höcke nur eine rassistisc­he Verbalsalv­e abfeuern und selbst Journalist­en vergaßen nachzuhake­n: »Wie sieht ihre Rentenpoli­tik aus?«

Die könnte sich für die Rechten nun als Zerreißpro­be herausstel­len. Als einender Kitt dienen bisher die gemeinsame­n Vorstellun­gen, was kulturelle Identitäts­fragen angeht. Muslime? Die finden in der AfD alle schrecklic­h. Komplizier­t wird es dann aber schon, ob es einen Konsens darüber gibt, wie die Partei zu einer kapitalged­eckten Rentenvers­icherung steht. Das klingt in manchen Ohren nicht so sexy wie die plumpe Hetze gegen den Neubau eines Minaretts – ist im Gegensatz dazu aber eine wirkliche Zukunftsfr­age, auf die die Gesellscha­ft eine Antwort braucht.

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