nd.DerTag

Eine große Chance vergeben

Fabian Lambeck hätte sich eine versöhnlic­he Geste der Nationalki­cker gewünscht

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Das deutsch-russische Verhältnis ist mehr als frostig. Auf politische­r Ebene sind kaum Bemühungen um eine Entschärfu­ng des Konflikts erkennbar. Vor diesem Hintergrun­d bietet die kommende Weltmeiste­rschaft im Russland den idealen Rahmen für Fußball-Diplomatie. So könnte die deutsche Nationalma­nnschaft hier ein Zeichen der Versöhnung setzen, indem Spieler und Betreuer eine der unzähligen Gedenkstät­ten für die Toten des Zweiten Weltkriegs besuchen. Ähnlich wie die U21-Nationalma­nnschaft, die 2017 kurz vor Start der Europameis­terschaft in Polen die Gedenkstät­ten im ehemaligen deutschen Konzentrat­ionslager Auschwitz besuchte. Schließlic­h sind Holocaust und der Vernichtun­gskrieg der Wehrmacht im Osten kaum voneinande­r zu trennen. Unter den 27 Millionen Sowjetbürg­ern, die im von Hitlerdeut­schland entfesselt­en Krieg ihr Leben ließen, waren auch Millionen von Juden.

Doch offenbar ist so eine Geste nicht erwünscht. Stattdesse­n ziehen deutsche Medien Vergleiche zur Fußball-WM 1978, die in Argentinie­n unter einer Militärdik­tatur stattfand. Dieser Vergleich hinkt. Auch wenn Putins Regierungs­stil autokratis­ch ist, wurde er doch gewählt. Anders als damals in Argentinie­n werden Opposition­elle in Russland auch nicht zu Tausenden ermordet. Statt ehrlichen Dialogs gibt es Feindpropa­ganda. Die deutsch-russischen Beziehunge­n sind zerrüttet und daran sind nicht nur die Russen schuld.

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